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dpa/Michael Hanschke
+++PRO von Gudrun Harrer

Ich hätte auch lieber einen nackten - gut, halbnackt tut's auch - Sklaven, der mir mit einem Fächer aus Pfauenfedern Kühle zuwachelt. Im Off plätschert das Brünnlein, von rechts nähert sich Sklave Nummer zwei mit der Flasche, sagen wir ein steirischer Welschriesling. So sollte es sein. Aber irgendetwas ist schief gelaufen in meinem Leben, das genetische Material, die frühkindliche Prägung, die Klosterschule, weiß der Teufel was, jedenfalls sitze ich hier im Büro und arbeite für meinen Lebensunterhalt. Draußen fallen die Spatzen tot von den Bäumen, Hitzeschlag.

Ich sollte auch noch erwähnen, dass unser lauschiges Hacklernest, die außenpolitische Redaktion, zusätzlich von acht Computern erwärmt wird. Rechts wird ein Kollege vom täglichen Wutanfall über das "System, das heute wieder einmal besonders langsam ist" gebeutelt, links beißt eine Kollegin beim wöchentlichen Telefonat mit einem Leser, der sich über die Diskriminierung der Mitglieder des Subclans A. vom Stamm B. im Land C. durch die österreichischen Zeitungen beschwert, in den Hörer. Und jetzt geht auch noch die Tür auf und der X. kommt herein.

Anstatt mich aus dem Fenster zu stürzen, was ich mit etwas Pech überleben würde (2. Stock), schalte ich meinen guten alten Ventilator an. Die kühle Brise streift augenblicklich mein Gesicht, ich befinde mich hoch zu Ross in den kurdischen Bergen (nach nachhaltiger Befriedung der Region, bitte). Das Ding rattert zwar erbärmlich (der Ventilator, nicht das Ross), aber dafür steht X. vor meinem Schreibtisch und macht den Mund auf und zu, stumm wie ein Fisch.

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---CONTRA
von Thomas Trenkler

Ventilatoren als Zierrat: Gut, darüber ließe sich reden. In den 80ern waren Deckenventilatoren der letzte Schrei. Da musste es in jedem Loft flappen und flappen und flappen. Aber so viele Lofts gab es nicht, und daher baumelten sie auch in Neubauwohnungen vom Plafond und hätten Männer wie den Wiener Kulturstadtrat, das glatte Gegenteil eines Ozwickten, skalpieren können. Daher ging man über, Ventilatoren ohne Verbindungsgestänge zu montieren: als kreisenden Schein rund um die Deckenleuchten. Sah erbärmlich aus. Zum Glück ist diese Zeit passé.

Ventilatoren als Requisite: Gut, auch darüber ließe sich reden. Wenn in Casablanca die Hitze steht und in Rick's Café auf Teufel komm raus gepafft wird. Ja, da zeichnet der Rauch wunderbar marmorierte Luftgebilde. Und der Ozwickte, der auf einem unsichtbaren Schemel steht, wirkt noch viel cooler, wenn es über ihm flappt und flappt und flappt. Aber die Zeiten, in denen SW-Filme gedreht und in diesen gepafft wurde, sind leider passé.

Ventilatoren als Schlechte-Luft-Vertreiber: Darüber lässt sich schon nicht mehr streiten. In Schwechat darf dort, wo es flappt und flappt und flappt, gepafft werden. Aber weder wird die Luft abgesaugt noch gereinigt: Sie wird nur verquirlt. Schlimm. Das gilt auch für alle Bars, in denen Ozwickte den coolen Mann zur Schau stellen.

Und Ventilatoren als Hautkühler: auch passé. Früher klemmten sich Lkw-Fahrer einen batteriebetriebenen Winzling an den Rückspiegel, heute sitzen nicht nur sie in der vollklimatisierten Kabine. Ziemlich viel cooler. (Der Standard/rondo/6/6/2003)