Pro Waggon wird ein "Weststeward" für die Bedienung der Fahrgäste zuständig sein.

Foto: derStandard.at/Max Daublebsky

Die Cafés bieten ca. acht Leuten Platz. Wenn sie zusammenrücken...

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Ausreichend Platz für Rollstuhlfahrer.

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Rauchen erlaubt in der Westbahn.

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Für viele Autofahrer gibt es nur wenig Schöneres als den Geruch eines Neuwagens. Dass es auch in einem Zug ähnlich riechen kann, ist man als Kunde der ÖBB nicht gewöhnt. Beim Einsteigen in die neue Westbahn sticht einem der erste Unterschied zum bisherigen Monopolisten also nicht ins Auge, sondern in die Nase. Das wird aber wahrscheinlich in Zukunft bei der Kundenzufriedenheit auf der Strecke zwischen Wien und Salzburg keine Rolle mehr spielen - wie man es aus dem Auto kennt, löst sich wohl auch der Geruch des "Neuzugs" bald in der sprichwörtlichen Alltags-Luft auf.

Mehr Service

Wie man sich bei der Westbahn aber eigentlich vom großen Mitbewerber ÖBB unterscheiden will, hat nur wenig mit olfaktorischen Genüssen zu tun. Ein Beispiel dafür ist das Onboard-Service. Im Unterschied zur Staatsbahn wird man bereits beim Einsteigen von freundlichen jungen Damen und Herren in grauer Uniform und hellblauem Hütchen begrüßt. Die "Weststewardessen- und Stewards" gehören zur Standardausstattung der Züge, pro Waggon soll sich eine/r um die Wünsche der Fahrgäste kümmern. Bei den zu einer Generalprobe am Freitag eingeladenen Medienvertretern wollte man mit jeweils zwei Stewards einen besonders guten Eindruck hinterlassen: "Darf's vielleicht ein Kaffee sein? Noch einen kleinen Snack? Alles in Ordnung bei ihnen?", war da ständig zu hören. Sogar mit kleinen Handstaubsaugern wurde bei der Hälfte der Fahrt ausgerückt, um den blauen Teppichboden von vereinzelten Bröseln zu reinigen. Ob man sich diese Service-Lawine auch im Alltagsbetrieb erwarten kann, darf bezweifelt werden.

Gratis Internet

Auf zwei Etagen hat man auf seiner Reise gen Westen außerdem die Möglichkeit, sich über das eigene Notebook oder Smartphone kostenlos ins WLan-Netz der Westbahn einzuloggen. Die Geschwindigkeit der Verbindung variiert jedoch erwartungsgemäß stark. So kann man sich darauf einstellen, auch einmal ein bisschen länger auf das Laden einer Website zu warten, als man es vielleicht von Zuhause gewöhnt ist. Wer wirklich an seinem mit blauem Leder überzogenen Sitzplatz mit dem Laptop arbeiten will, wird an manchen Plätzen die nicht vorhandenen Tische vermissen. Die gibt es aber auch in einer handvoll kleiner Cafés, die zwischen den ausschließlich offenen Abteilen zu finden sind. Dort kann der Kunde während der Fahrt zu Kaffee, Kuchen und Sandwiches Platz nehmen. Das Schinken-Käse-Ciabatta wird mit Kartoffelchips serviert und war durchaus genießbar - bei einem Preis von vier Euro aber auch nicht gerade billig. In Sachen WLan sind die ÖBB übrigens schon nachgezogen: Noch 2011 will man auf einigen Strecken gratis Internet anbieten.

Barrierefreiheit

"Hier ist auch für elektrische Rollstühle Platz. Im Gegensatz zu den Railjets der ÖBB kann ich hier problemlos fahren", zeigt sich ein Fahrgast mit der barrierefreien Gestaltung der Westbahn zufrieden. Einer der Waggons ist mit einem Behinderten-WC ausgestattet und auch für Rollstuhlfahrer vom Bahnsteig aus zugänglich. Zusätzlich wird dieses Abteil auch als etwas geräumigeres Café für alle Fahrgäste genützt.

Serienmäßiges Raucherabteil

Um den Bogen wieder zur Welt der Gerüche zurückzuspannen, soll auch der Raucherbereich nicht unerwähnt bleiben. Im Unterschied zu den flächendeckend rauchfreien ÖBB, gibt es in jedem Zug der Westbahn einen abgetrennten Bereich für Raucher. In dem gut besuchten Kämmerchen haben auf wenigen Quadratmetern all jene die Möglichkeit ihrer Sucht nachzugehen, die auch während einer Zugfahrt nicht auf ihre Zigarette verzichten wollen. "Die Raucher geben naturgemäß ein positives Feedback", sagt dazu Westbahn-Geschäftsführer Stefan Wehinger, natürlich gäbe es aber auch kritische Stimmen. Er könne aber durch einen vier Mal höheren Luftwechsel im Raucherabteil garantieren, dass weder Mitarbeiter noch andere Fahrgäste durch den Rauch beeinträchtigt oder gestört würden, so Wehinger weiter. Trotz regen Besucheransturms ist die Luft in dem Abteil auch wirklich erstaunlich sauber. Auch im direkten Umkreis des durch elektrische Schiebetüren abgetrennten Bereichs ist vom Qualm nichts zu merken. Noch kann man auch hier in den "Neuwagen-Geruch" des Zuges eintauchen. (Max Daublebsky, derStandard.at, 9. 12. 2011)