Oslo/Stockholm - Der seit 110 Jahren verliehene Friedensnobelpreis ist zum ersten Mal an drei Frauen überreicht worden. In Oslo hat die liberianische Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf zusammen mit der ebenfalls aus Liberia kommenden Leymah Gbowee und der jemenitischen Journalistin Tawakkul Karman die Auszeichnung am Samstag in Anwesenheit der norwegischen Königsfamilie und der Regierung in Empfang genommen.

Das Nobelkomitee des norwegischen Parlaments hat die Zuerkennung mit dem Einsatz der drei Preisträgerinnen für die Sicherheit von Frauen in Kriegen und ihre "volle Teilhabe an der Schaffung von Frieden" begründet. Die Preisträgerinnen aus Liberia haben für die Beendigung des Bürgerkrieges in ihrem westafrikanischen Land gekämpft. Karman ist für Demokratie und Meinungsfreiheit im Jemen aktiv. Der Friedensnobelpreis ist mit umgerechnet 1,1 Millionen Euro dotiert.

Bei der Überreichung der Friedensnobelpreise haben Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf (73), Leymah Gbowee (39) sowie Tawakkul Karman (32) die Feier im Rathaus der norwegischen Hauptstadt Oslo zum Anlass genommen, mit Appellen für Frieden, Demokratie und vor allem Gleichberechtigung hervorzutreten. Johnson-Sirleaf und Gbowee wurden für ihr Engagement zur Beendigung des Bürgerkrieges in Liberia geehrt. In dem Konflikt wurden auch Vergewaltigungen als systematische "Waffe" gegen Frauen eingesetzt. Karman ist eine der treibenden Kräfte bei dem monatelangen Volksaufstand im Jemen gegen das Regime des nunmehr abgelösten Präsidenten Ali Abdallah Saleh, der seit 1978 an der Macht war.

Karman, die jüngste aller Friedensnobelpreisträger seit der ersten Vergabe im Jahr 1901, sagte in Oslo: "Während ich hier spreche, verlangen junge Araber, Frauen wie Männer, bei friedlichen Demonstrationen Freiheit und Würde von den Regierenden." Der Friedensnobelpreis an sie sei die "Anerkennung der ganzen Welt für den Triumph der friedlichen Revolution im Jemen".

Johnson-Sirleaf sagte zur Vergabe des Friedensnobelpreises an zwei Afrikanerinnen und eine Araberin, dies zeige die "Universalität unseres Kampfes". Sie meinte weiter: "Wenn ich hier zu Frauen und Mädchen überall sprechen darf, dann möchte ich eine simple Einladung aussprechen: Meine Schwestern, meine Töchter, meine Freundinnen, findet eure Stimme!"

Gbowee hatte als Streetworkerin Frauen gegen den Bürgerkrieg in Liberia mobilisiert und ist jetzt beim Aufbau einer friedlichen Zivilgesellschaft aktiv. Nobelkomitee-Chef Thorbjörn Jagland sagte zu den drei Preisträgerinnen in seiner Laudatio: "Sie repräsentieren eine der wichtigsten Triebkräfte für Veränderung in der heutigen Welt, wenn es um den Kampf für Menschenrechte im Allgemeinen und für die Gleichberechtigung von Frauen sowie für Frieden im Besonderen geht."

In Stockholm überreicht Schwedens König Carl XVI. Gustav den Nobelpreis für Literatur an seinen Landsmann, den Dichter Tomas Tranströmer. Außerdem ehrt der König die Träger der Nobelpreise für Wirtschaft, Medizin, Physik und Chemie.

Im vergangenen Jahr hatte die Verleihung des Friedensnobelpreises an den chinesischen Dissidenten Liu Xiabao heftigen Protest Pekings ausgelöst. Das Nobelpreis-Komitee kündigte am Freitag die Gründung eines Unterstützungskomitees für Liu an, in Anerkennung seines "langen und gewaltlosen Strebens für grundlegende Menschenrechte" in China. "Die internationale Gemeinschaft scheint ein Jahr nach der Preisverleihung vergessen zu haben, dass Liu Xiabao in China unter harschen Bedingungen in China im Gefängnis sitzt." Das neue Komitee wird unter anderem von der iranische Nobelpreisträgerin Shirin Ebadi und dem tschechischen Ex-Präsidenten Vaclav Havel unterstützt. (APA/ag.)