Ernst Rüdiger Starhemberg

Foto: Bundesarchiv

Wien - Der Name hat eine große Geschichte und fiel auch schon in terroristischem Zusammenhang: Einige Briefbomben von Franz Fuchs waren mit dem Spruch "Wir wehren uns!" versehen worden, und als Absender firmierte "Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg". Gemeint war damals der General während des Großen Türkenkrieges, der mithalf, Wien gegen die Türken zu verteidigen.

Einer seiner Nachfahren gleichen Vornamens machte 250 Jahre später in der Ersten Republik und im Austrofaschismus als Politiker und Heimwehrführer groß Karriere - und verhielt sich ziemlich rückgratlos gegenüber den Nationalsozialisten, wie die Wiener Historikerin Anna Maria Sigmund herausfand.

Bei ihren Recherchen für eine neue TV-Dokumentation über Ernst Rüdiger Starhemberg (1899-1956), die heute Dienstag in ORF 2 ausgestrahlt wird, entdeckte Sigmund in den National Archives in Washington nämlich einige erstaunliche Briefdokumente, die unter anderem eine Bekanntschaft mit Heinrich Himmler belegen sowie eine Annäherung an die Nazis im Jahr 1937. Zudem richtete Starhemberg nach dem "Anschluss" einen inbrünstigen Brief an Hitler, der mit "Mein Führer!" beginnt.

Dass Starhemberg, der von 1931 bis 1934 stellvertretender Vorsitzender der Christlich-Sozialen Partei und von 1934 bis 1936 Bundesführer der Vaterländischen Front und Vizekanzler war, schon früh Verehrung für Hitler zeigte, war bekannt: 1923 nahm er am Marsch zur Feldherrenhalle teil, dem Putschversuch der NSDAP.

Danach aber sei er "ein überzeugter Gegner Hitlers" geworden, heißt es in den meisten Darstellungen. Das ist freilich nur ein Teil der Wahrheit über den wankelmütigen Politiker. Denn 1930 etwa verhandelte er über ein Bündnis Heimwehr/NSDAP, das scheiterte, weil sich Starhemberg selbst die Führung anmaßte.

Nach seiner Entmachtung durch Schuschnigg 1936 übersiedelte Starhemberg in die Schweiz. Und von dort aus ließ er Beweise vorlegen, dass er schon "vor der Wiedervereinigung der Ostmark mit dem Reich nur in einem Bündnis mit dem Nationalsozialismus das Heil für Österreich erblickt hat." (tasch, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13. Dezember 2011)