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Am Tag nach dem Amoklauf wird die Bushaltestelle zum Ort der Trauer.

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Der Täter wählte eine Bushaltestelle, gelegen am Weihnachtsmarkt.

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Ein Großaufgebot an Krankenwägen am Platz Saint-Lambert im Zentrum Lüttichs.

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Lüttich - Einen Tag nach dem tödlichen Attentat im belgischen Lüttich sind am Mittwoch weitere Informationen zur kriminellen Vergangenheit des Täters enthüllt geworden. Der 33-jährige Nordine Amrani sei am Tag der Tat wegen eines mutmaßlichen Sittlichkeitsdeliktes zu einem Polizeiverhör geladen gewesen, sagte Staatsanwältin Daniele Reynders. Im Haus des mehrfach vorbestraften Mannes fand die Polizei ein weiteres Todesopfer.

Im November seien erstmals seit seiner Freilassung aus dem Gefängnis im Oktober 2010 Vorwürfe gegen Amrani bekannt geworden, sagte Reynders bei einer Pressekonferenz. Es handle sich um den Vorwurf eines Sittlichkeitsdeliktes, der am 13. November "in Form einer Klage gegen X" eingegangen sei. Die Lütticher Staatsanwältin nannte keine Einzelheiten. Laut einem Bericht der Zeitung "Le Soir" bezog sich die Klage auf "Berührungen".

Vier Granaten

Laut Reynders konnte Amrani nach dem Eingang der Klage aufgrund eines am Tatort gefundenen Nummernschildes identifiziert werden. Deshalb sei er am Dienstag um 13.00 Uhr bei der Polizei vorgeladen gewesen. Anstatt dort zu erscheinen, zündete der 33-Jährige jedoch vier Granaten auf dem zentralen Saint-Lambert-Platz von Lüttich und schoss in die Menschenmenge. Anschließend tötete er sich mit einem Kopfschuss selbst. Nach Angaben der Rechtsmedizin habe sich Amrani "mitten in die Stirn geschossen", sagte Reynders. Der Amokläufer habe kein Schreiben hinterlassen, in dem er seine Tat erklärt habe.

Zwei 15 und 17 Jahre alte Burschen sowie ein 17 Monate altes Kleinkind starben durch die Schüsse. Eine 75-jährige Frau, die zunächst zu den Todesopfern gezählt wurde, befand sich Mittwochnachmittag noch mit schwersten Verletzungen im Krankenhaus. Auch fünf weitere Menschen waren sehr schwer verletzt, insgesamt beläuft sich die Zahl der Verletzten auf 125.

Leiche gefunden

In der Nacht auf Mittwoch fand die Polizei in einem Lager neben Amranis Haus, in dem der 33-Jährige Cannabis anbaute, die Leiche einer 45-jährigen Frau. Es handelte sich nach Behördenangaben um die Putzfrau seiner Nachbarin. Es sei davon auszugehen, dass er die Frau umgebracht habe, kurz bevor er sich am Dienstagmittag auf den Weg zum Saint-Lambert-Platz gemacht habe, sagte der Lütticher Generalstaatsanwalt Cedric Visart de Bocarme im belgischen Radio.

Der 33-Jährige hatte nach Angaben von Staatsanwältin Reynders sein Leben lang mit der Justiz zu tun. Er wurde unter anderem rund 20 Mal wegen Waffen- und Drogenbesitzes, Hehlerei und Sittlichkeitsverbrechen verurteilt. Zuletzt war Amrani zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Nach drei Jahren wurde er im Oktober 2010 unter der Auflage einer Bewährung von acht Monaten freigelassen.

Amranis Anwalt Abdlehadi Amrani, der mit dem Täter nicht verwandt ist, sagte, sein Mandant sei durch die vielen Prozesse "verbraucht" gewesen und habe sich von der Polizei "belästigt" gefühlt.

"Zu viele Waffen im Umlauf"

Innenministerin Joelle Milquet sagte, keiner der vorangegangenen Fälle habe mit Mord zu tun gehabt. Mit Blick auf die Tatsache, dass die Polizei vor vier Jahren in Amranis Wohnhaus große Mengen Waffen und Munition fand, sagte Milquet, in Belgien seien zu viele Waffen im Umlauf.

Auf dem Saint-Lambert-Platz kehrte am Mittwoch allmählich das öffentliche Leben zurück. Der Platz war wieder für den Verkehr geöffnet, doch auf dem Weihnachtsmarkt war es ruhiger als sonst. Das Parlament der französischsprachigen Wallonie legte am Mittwochvormittag zum Gedenken an die Opfer eine Schweigeminute ein. Im Laufe des Tages waren weitere Gedenkveranstaltungen geplant. (APA/Reuters/red)

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