Viele Jugendliche sind stark auf sich und den eigenen Erfolg konzentriert. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Institutes für Jugendkulturforschung. Sie haben untersucht wie Wiener Jugendliche zwischen 16 und 19 Jahren denken. Das Ergebnis ist von neoliberalem Zeitgeist geprägt, zugleich sind Fremdenangst und rechtextreme Einstellungen auf dem Vormarsch, berichtet das Ö1-Mittagsjournal.

Jeder ist seines eigen Glückes Schmied. Das ist laut Studienleiterin Beate Großegger eine Art Motto für die heutige Jugend. Wer arm ist, sei also meistens auch faul und damit selber schuld, denken fast 40 Prozent der Jugendlichen. Nur knapp 20 Prozent glauben, dass Armut auf Ungerechtigkeit in der Gesellschaft zurückzuführen ist, sagt Studienleiterin Großegger: "Darin spiegelt sich der neoliberale Zeitgeist."

Sicherer Arbeitsplatz wichtiger als Karriere

Allgemein sei die Jugend stark verunsichert. Der Wunsch nach Sicherheit sei sehr groß, sagt Großegger. Mehr als ein Drittel der Jugendlichen ist daher der Meinung, dass gute Bezahlung wichtiger ist als Selbstverwirklichung im Beruf. Zwei Drittel denken, dass ein sicherer Arbeitsplatz wichtiger ist als berufliche Karriere. "Wir leben in einer Gesellschaft, in der man relativ schwer sozial aufsteigen, aber relativ flott absteigen kann. Und die auf der Verliererseite haben schreckliche Angst, noch weiter abzusteigen."

Mit Angst ist auch das Thema Zuwanderung verknüpft. Laut der Studie stimmen 40 Prozent der Jugendlichen der Aussage zu, dass in Österreich viel zu viele Türken leben. Besonders negativ sei die Stimmung in Wohngegenden, in der sehr viele Zuwanderer leben. Die Jugendlichen dort würden Zuwanderung zum Teil als Konkurrenz sehen und glauben, dass sie wegen der Zuwanderer weniger Chancen in der Gesellschaft haben, sagt Großegger. Der Politik werde vorgeworfen, außer zu reden nichts zu unternehmen.

Rechtsextreme Gedanken

Doch nicht nur Fremdenangst sei auf dem Vormarsch, sondern auch dezidiert rechtsextreme Gedanken würden vermehrt Zustimmung finden, sagt Großegger. Laut der Studie ist fast jeder Fünfte der Meinung, dass Juden zu viel Einfluss auf die Wirtschaft hätten. Und auch die ganz offen vertretene Meinung findet sich, Hitler hätte viel Gutes für die Menschen getan. Auch hier sei die Politik gefordert, sagt Großegger. Politische Bildung in Schulen müsse stark ausgebaut werden, damit solche Meinungen aus den Köpfen verschwinden. (red, derStandard.at, 14.12.2011)