Bild nicht mehr verfügbar.

Vor dem Gebäude der "New York Times".

Foto: REUTERS/Peter Morgan

Bild nicht mehr verfügbar.

Nach dem Rücktritt von Raines und Boyd: Journalistin Deborah Sontag vor den Medien.

Foto: APA/EPA/ Andrew Gombert
Wie die "New York Times" bekannt gab, ist Chefredakteur Howell Raines zurückgetreten. Auch Gerald M. Boyd, Managing Editor, hat seinen Rücktritt bekannt gegeben. Raines Nachfolge wird vorübergehend der 2001 pensionierte ehemalige Times-Chefredakteur Joseph Lelyveld (66) antreten, teilte Herausgeber Arthur Sulzberger jr. mit. "Dieser Tag bricht mein Herz", sagte er Donnerstag früh bei einer Redaktionsversammlung im Newsroom in New York. Mit den beiden neuen Abgängen hat der Skandal bei der "New York Times" seinen Höhepunkt erreicht.

Schwer angeschlagen

Nach Vorwürfen der Manipulation von Berichten hatte der junge Times-Redakteur Jayson Blair am 1. Mai die Redaktion verlassen. In einem ausführlichen Eigenbericht über den Skandal und die zahlreichen Fälschungen, Betrügereien und Plagiate des 27-jährigen Redakteurs wurde auch Selbstkritik am Management geübt, das die Krisenzeichen nicht erkannt hatte und Blair trotz Kritik von Mitarbeitern weiter vertraut habe. Ein zweiter Skandal folgte auf dem Fuß: Ende Mai hatte Pulitzer-Preisträger Rick Bragg nach dem Eingeständnis, den eigentlich recherchierenden Mitarbeiter in einer Reportage nicht genannt zu haben, die Redaktion verlassen.

Kritik am Führungsstil

Dem zurückgetretenen Chefredakteur Raines wurde im Mai bei einer Mitarbeiterversammlung ein autoritärer und aggressiver Führungsstil vorgeworfen. Aus Angst vor seiner Reaktion habe die Kommunikation innerhalb des Unternehmens gelitten, Kritik und Bedenken seien gegenüber dem Management nicht mehr artikuliert worden. Der Informationsfluss habe nur von oben nach unten und nicht mehr umgekehrt funktioniert. Dies habe den Skandal um Jayson Blair erst ermöglicht. Auch Arroganz und die Förderung von Protektionskindern hätten zur Unzufriedenheit in der Redaktion geführt.

Umgang mit Minderheiten

Im Gefolge des Blair-Skandals war auch der Umgang mit Minderheiten in der Redaktion thematisiert worden. Jayson Blair habe trotz seiner zahlreichen Fehler immer wieder eine neue Chance bekommen, weil er als "aufstrebender schwarzer Redakteur" gegolten habe, wurde kritisiert. Besonders der ebenfalls farbige Boyd habe den jungen Mann daher gefördert. Andere sahen lediglich einen erfolgreichen Betrüger mit schwieriger Persönlichkeit. Blair selber hatte sich gebrüstet, er habe "die besten Köpfe im Journalismus" mit seinen Manipulationen getäuscht. (APA/Reuters/red)