Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/Schneider
Wien - Nach den am Donnertag bekannt gegebenen Kündigungen von insgesamt 17 Piloten bei der AUA hat das "fliegende Personal" der Austrian Airlines-Gruppe eine gemeinsame Betriebsversammlung von AUA, Lauda Air und Tyrolean Airways im World Trade Center am Flughafen Wien-Schwechat für Dienstag anberaumt.

"Wir werden ein Paket präsentieren, mit dem es dem Unternehmen unmöglich wird, das Personal weiter auseinander zu dividieren", sagte AUA-Bord-Betriebsratschef Rudolf Novak. "So wie mit uns umgegangen wird, können wir uns das nicht bieten lassen". Behinderungen im Flugbetrieb seien in der Folge nicht auszuschließen.

Kündigungen

Der AUA-Betriebsrat reagiert damit nicht zuletzt auf die gestern bekannt gegebene Kündigung von 17 Piloten (9 Co-Piloten, 8 Flugkapitäne). Anfang April hat die AUA-Führung insgesamt 50 Piloten und 100 weitere Mitarbeiter im AMS-Frühwarnsystem zur Kündigung angemeldet. Als Grund wurden die Sparmaßnahmen in der AUA-Gruppe angegeben, die als Folge der Konjunkturschwäche und der Lungenkrankheit Sars notwendig wurden.

Aus Sicht des Betriebsrats geht es allerdings tatsächlich um den nach wie vor nicht beigelegten Tarif-Streit mit den AUA-Piloten. Deren Kollektivvertrag (KV) und Bezahlung ist sehr viel besser als bei Lauda und Tyrolean. "Das Konzept scheint zu sein, so lange Leute rauszuschmeißen, bis wir weich werden", kommentiert Novak die gestern jetzt ausgesprochenen Kündigungen. Er geht auch davon aus, dass weitere Kündigungen von AUA-Piloten folgen werden.

Aufnahmen bei Tyrolean

Parallel dazu würden seit vergangenen Herbst bei der Tyrolean junge Piloten aufgenommen, zuletzt gleich 6 auf einen Schlag, so Novak. Die Bezahlung der Piloten bei der Tyrolean ist laut dem AUA-Bord-Betriebsrat die niedrigste in der Gruppe. Mit der Aufstockung des Cockpit-Personals bei den billigeren Töchtern bereite sich das Management der Gruppe offenbar auf das Ende der so genannten Unterwanderungsklausel im KV der AUA-Flugkapitäne vor, die den massiven Einsatz von Ersatz-Piloten noch bis Ende 2003 verhinderte.

Laut Novak kommen die Kündigung die AUA ziemlich teuer: "Mit jedem jungen Co-Piloten, der weggeht, verliert das Unternehmen rund 100.000 Euro". Die jetzt betroffenen Co-Piloten waren laut Novak im Schnitt eineinhalb Jahre dabei. Sie zahlen über geringere Gehälter noch die Ausbildungskosten zurück, die ihnen die AUA vorgestreckt hat. Auch bei den gekündigten Kapitänen, die alle zwischen 55 und 60 sind, zahlt die Fluglinie noch weiter: Laut KV dürfen sie sofort in Pension gehen, das Unternehmen stockt die ASVG-Pension auf 60 Prozent des Gehalts auf.

Beirut-Flug gestrichen, keine Ersatz-Crew

Laut AUA nicht in Verbindung mit den am Donnerstag bekannt gegebenen Kündigungen von 17 Piloten steht ein Zwischenfall von gestern Nacht. Die voll besetzte AUA-Maschine nach Beirut (OS-Flug 839/840) konnte nicht starten. Der Grund: Für einen erkrankten Piloten gab es keinen Ersatz. "Wir haben uns letztlich für die Streichung des Flugs entschlossen", sagte AUA-Sprecher Johannes Davoras heute auf Anfrage der APA.

Eine Ersatz-Crew sei routinemäßig eingeteilt gewesen. Trotzdem habe der Flug aber nicht stattfinden können. Das Management werde ihren "Lichtkegel" künftig auf die Krankenstände richten und sich die Krankmeldungen "sehr genau ansehen", so die Konsequenz der AUA-Führung.

Keine Personalknappheit

Von Personalknappheit im Cockpit könne keine Rede sein. "Wenn alles ordnungsgemäß läuft", sei der Flugbetrieb kein Problem, so Davoras. Bord-Betriebsratschef Rudolf Novak sieht das anders: Schon bisher sei die Planung im Sommer "eng" gewesen. Durch die Flugstreichungen der vergangenen Monate seien zwar Kapazitäten beim fliegenden Personal frei geworden, viele hätten aber die im Rahmen der Sparmaßnahmen angebotenen befristeten Teilzeitmodelle akzeptiert. Schon die geringsten Unregelmäßigkeiten oder Krankenstände seien daher kaum kompensierbar. "In so einer Phase zu kündigen, ist sehr gewagt", sagte Novak.

Die Kündigungen wären laut AUA-Sprecher zu verhindern gewesen, wenn die Piloten das ihnen angebotene Teilzeitmodell akzeptiert hätten. "Das zentrale Thema ist die Zukunftsperspektive für den AUA-Flugbetrieb". Die Kosten seien derzeit so, dass die Wettbewerbsfähigkeit der AUA zunehmend leide. Das Teilzeitmodell sah die Reduktion von Arbeit und Gehalt aller um 4 Prozent bis Jahresende vor. Der Betriebsrat bezeichnet das Angebot heute neuerlich als nicht umsetzbar und nicht adäquat.

Das AUA-Management sei "grundsätzlich gesprächsbereit" in Sachen Brachen-Kollektivvertrag (KV), betonte Davoras in Hinblick auf die für Dienstag angekündigte Betriebsversammlung und die anschließende Pressekonferenz der Fachgruppe "Bord" der Gewerkschaft Handel, Transport, Verkehr (HTV). Allerdings könne diese Diskussion nicht unilateral vom Bordpersonal der AUA-Gruppe hochgezogen werden. Die Gretchenfrage bleibe das Kostenniveau für den Flugbetrieb.

Die Austrian Airlines beschäftigt derzeit 473 Piloten, die Lauda Air 214 und die Tyrolean Airways 323. (APA)