Wien - "Pensionskonto" lautet das Zauberwort, mit dem die Regierung die Harmonisierung der Pensionssysteme ab 2004 realisieren will. Ab dann fällt die jetzt zugesicherte Deckelung der Verluste bei zehn Prozent weg. Das könnte zu unliebsamen Überraschungen bei den Betroffenen - alle heute unter 35-Jährigen - führen, warnt der Leiter des sozialpolitischen Bereichs der Arbeiterkammer Wien, Christoph Klein, im STANDARD-Gespräch.

Pensionshöhe und Einbußen hängen nämlich stark davon ab, wie das Pensionskonto konkret aussehen wird. Derzeit sei es noch "völlig unbestimmt", kritisiert Klein, der das Pensionskonto an sich als "anzustrebendes Modell für die Zukunft" bezeichnet.

Prinzipiell unterscheidet AK-Experte Klein zwei Formen von Pensionskonten mit je unterschiedlichen Auswirkungen auf die "KontoinhaberInnen", die PensionistInnen in spe.

  • Beitragsorientiertes Pensionskonto: Jene Form, die die Regierung im Auge hat. "Dabei werden alle Risiken der Versicherungsmathematik vom Einzelnen und nicht von der Gemeinschaft getragen", sagt Klein. Jede/r Arbeitnehmer/in zahlt im Laufe seines Berufslebens Beiträge auf sein Pensionskonto ein und häuft fiktives Kapital an - tatsächlich wird das Geld für die aktuellen Pensionen ausgegeben. Vor Pensionsantritt wird das Kapital in eine Rente umgerechnet.

    Das Problem bei diesem Modell sind zwei "entscheidende Faktoren", erklärt Klein: Lebenserwartung (sie wird weiter ansteigen) und die Zahl der BeitragszahlerInnen (sie wird sinken). Aus einem beitragsorientierten Konto könnte man nur eine Rente lukrieren, "die sich je nach Entwicklung der zwei Hauptfaktoren ausgeht". Das würde aus heutiger Sicht für die unter 35-Jährigen "eine Pensionsverschlechterung von 30 Prozent und mehr" bedeuten, warnt Klein. Weniger EinzahlerInnen und immer mehr PensionistInnen führen dann automatisch zu niedrigeren Pension für die neu in Pension Eintretenden.

  • Ein "leistungsorientiertes Pensionskonto", das Arbeiterkammer und ÖGB fordern, würde indes ein konkretes Leistungsziel fixieren. Etwa, dass man mit 65 Jahren und 45 Beitragsjahren mit 80 Prozent des Durchschnittslebenseinkommens in Pension gehen kann. Man bekäme jährlich eine "Kontonachricht" über die (fair, also parallel zur Lohnentwicklung aufgewerteten) Beitragszahlungen mit der Mitteilung, welchen Anteil vom Pensionsziel man bereits erworben hat.

    "Dafür, dass das Ziel erreicht wird, steht die Gesellschaft gerade", erklärt Sozialexperte Klein. Mit einem "demographieabhängigen Bundeszuschuss, den wir uns als Gesellschaft leisten können und sollen, weil die Wirtschaftskraft ja auch wachsen wird", so Klein. Entscheidend aber sei, betont Klein, dass die Beschäftigungsquote tatsächlich steigt. Dazu brauche mana aber unbedingt Maßnahmen für Ältere und Kinderbetreuungplätze, um Frauen im Arbeitsmarkt zu halten.

    Kleins Kritik an der Linie der Regierung: "Sie deklariert nicht, was mit dem Bundesbeitrag zu den Pensionen passiert. Am liebsten wollen sie ihn auf heutigem Stand fixieren. Das bedeutet aber massive Pensionskürzungen für die heute junge Generation." (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6.6. 2003)