Wissenschaftler aus Tampere, Mainz, Jena und Marburg konnten jetzt in einer internationalen multizentrischen Doppelblindstudie erstmals die Wirksamkeit eines gut verträglichen Grippe-Impfstoffes für Säuglinge und Kleinkinder nachweisen. Der Impfstoff könnte in der nächsten Impfsaison eingesetzt werden. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Mediziner jetzt im renommierten New England Journal of Medicine.

Mit Erkrankungsraten bis zu 30 Prozent sind kleine Kinder von den jährlichen Influenza-Infektionswellen stark betroffen und tragen auch entsprechend zur Verbreitung der Grippe bei. Bisher erwiesen sich Schutzimpfungen in dieser Altersklasse aber als nicht so effizient wie bei Erwachsenen.

Wissenschaftler der Universitätskliniken in Tampere, Mainz und Jena und der Novartis Impfsparte in Marburg untersuchten in den Wintern 2007/2008 und 2008/2009 die Wirksamkeit und Verträglichkeit eines mit dem Impfverstärker MF59 ergänzten Grippeimpfstoffes bei Säuglingen und Kleinkindern. Dieser gut verträgliche Impfverstärker, eine Öl-in-Wasser-Emulsion, erhöht die Immun-Antwort und wird seit über 10 Jahren in Impfstoffen vor allem für ältere Erwachsene eingesetzt.

Gefährdete Altersgruppe

In die Phase-III-Studie wurden mehr als 4700 Säuglinge und Kinder im Alter zwischen sechs und 72 Monaten aus Deutschland und Finnland einbezogen. Sie wurden zunächst nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen geteilt und erhielten zweimal im Abstand von 28 Tagen eine Impfung, entweder mit dem adjuvantierten, also dem ergänzten Impfstoff, mit einem normalen, nicht-adjuvantierten Grippeimpfstoff oder mit einem Kontroll-Impfstoff, der nicht gegen Influenza immunisiert. Anschließend wurden die kleinen Probanden engmaschig auf Symptome einer Grippe überwacht.

„Zeigten sich solche Symptome, dann identifizierten wir in unseren Labors mittels molekularbiologischer Diagnostik die Erreger", beschreibt Peter Wutzler, Direktor des Instituts für Virologie und Antivirale Therapie am Universitätsklinikum Jena, den Jenaer Anteil. „So konnten wir Kinder, die trotz der Impfung an Grippe erkrankten, von solchen Kindern unterscheiden, die Infektionen mit anderen, nicht im Impfstoff enthaltenen Virusvarianten hatten." Mehrere Tausend Nasen- und Rachenabstrich-Proben werteten die Jenaer Virologen um Wutzler und seinen Kollegen Roland Zell aus.

Die Kinder, die den adjuvantierten Impfstoff erhielten, erkrankten signifikant seltener an der echten Grippe als die Teilnehmer der beiden Kontrollgruppen. Impfreaktionen wie Fieber oder Verdauungsbeschwerden traten in allen drei Gruppen etwa gleich stark auf. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler jetzt im New England Journal of Medicine. "Mit diesem Impfstoff können wir Säuglinge ab sechs Monaten und Kleinkinder wirksamer als bisher vor Influenza schützen und die in dieser besonders gefährdeten Altersgruppe sehr hohen Erkrankungsraten deutlich senken", so Wutzler.