Budapest - Bei den ungarischen Medien sind zwei Nachrichtenchefs wegen der Manipulation eines TV-Beitrages gefeuert worden. Bei einem Interview mit dem rumänischen reformierten Bischof Laszlo Tökes wurde der im Hintergrund sichtbare Ex-Präsident des Obersten Gerichts, Zoltan Lomnici, unkenntlich gemacht. Der Retuscheskandal sorgte in Ungarn für großes Aufsehen.

Daniel Papp, Chefredakteur der Nachrichtenredaktion der Mediendienstleistungs-Gesellschaft MTVA, und Gabor Elö, der Direktor der Nachrichtenredaktion der Nachrichtenagentur MTI, hätten sich "schwerer fachlicher Verfehlungen" schuldig gemacht, teilten die MTVA- und MTI-Leitungen am Donnerstag in Budapest mit.

Kritiker beschreiben Papp als Journalisten, dessen Karriere über die rechtsradikale Jobbik-Partei und den rechtsextremen TV-Sender Echo an die Spitze der zentralen ungarischen Medienredaktion führte. Der 32-jährige Papp hatte laut Medienberichten bereits einmal einen manipulierten Beitrag über den grünen EU-Abgeordneten Daniel Cohn-Bendit zu verantworten, der an einer Pressekonferenz der ungarischen Grünen in Budapest teilnahm.

Der Ex-Präsident des Obersten Gerichts, Lomnici, war während des Interviews mit Tökes im Hintergrund zu sehen gewesen; sein Gesicht wurde jedoch mit einer Verwischungstechnik unkenntlich gemacht. Unter der Hand hatte es anschließend geheißen, dass der ehemalige Höchstrichter auf einer "schwarzen Liste" der Nachrichtenchefs gestanden habe.

Dabei gilt Lomnici nicht als Kritiker der rechts-populistischen Regierung unter Ministerpräsident Viktor Orban. Seine Verbannung aus der TV-Berichterstattung wurde vielmehr auf persönliche Konflikte zurückgeführt. Nicht zuletzt deshalb hatte der Skandal auch unter Regierungsanhängern Empörung ausgelöst.

In Ungarn gilt seit Beginn des Jahres ein international kritisiertes Mediengesetz. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen und Radio sowie die Agentur MTI gingen praktisch restlos in der MTVA auf. Die Nachrichten werden zentral von der MTI-Nachrichtenredaktion produziert. (APA)