Das Jahr 2011 könnte in die Annalen der Geschichte als Jahr der Gipfel eingehen. Weil aber die Gipfel-Fotos einander an Langweiligkeit übertreffen, hat derStandard.at/Wirtschaft einmal in den Spielzeugtruhen der gesamten Redaktion gekramt und Gipfelbild um Gipfelbild produziert. In atemlosem Tempo, ganz wie es sich für ein ähnlich gelagertes Jahr geziemt.

Unverwechselbar der Grieche links außen - etwas blass -, Angela Merkel daneben mit Köfferchen auf Tuchfühlung mit Nicolas Sarkozy.

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Operation gelungen, das haben wir heuer oft gehört. Praktisch nach jedem Gipfel und das war fast einer monatlich. Nach dem großen Köpferauchen kommt allerdings sehr schnell und in schöner Regelmäßigkeit die Ernüchterung und die Erkenntnis: Der Patient siecht weiter.

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"Der Druck wächst, die Zeit wird immer knapper." Der Satz wird zum Refrain im Abgesang auf Euroland.  Die vielen Krisentreffen machen eines klar: Europa muss sich warm anziehen.  Anfang des Jahres quält sich die Union nicht nur mit dem Immer-Noch-Problem Griechenland, auch Irland gerät in den Schuldenkrisen-Strudel, Portugal setzt zum Sprung an, um abzutauchen, Spanien und Italien geistern als weitere Sorgenwichtel in den Köpfen der Rettungsmannschaft herum.

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Doch wie den Spuk beenden? Am 4. Februar muss ein Sondergipfel her: Hier - so zeigt man sich siegessicher - liegt des Rätsels Lösung quasi auf dem Tisch. Große Pläne haben Berlin und Paris parat. Gemeinsame Ziele bei Löhnen, Renten und Steuern schweben den beiden Großen vor - allein die Zwerge (darunter auch Österreich und Belgien) wollen nicht.

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"Deutschland und Frankreich sind fest entschlossen, dass 2011 das Jahr des neuen Vertrauens für den Euro sein wird", zeigt sich die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel gemeinsam mit dem französischen Staatschef Nicolas Sarkozy dennoch unverdrossen. Mit markigen Parolen schwört man sich auf Angriff ein. Die Gegner? Die Märkte, die Spekulanten, die Ratingagenturen (links, der Böse mit den Hörndln) ...

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Das Rezept à la Merkozy: Die Staaten der Euro-Zone müssten künftig enger aneinander rücken. Der große Plan: Eine Wirtschaftsregierung für die einzelnen Mitglieder. So schwierig kann das nicht sein - so denken wohl alle. Das Telefon ist ja mittlerweile schon ein paar Jährchen erfunden. Das Gesamtpaket - so will es die hohe Politik - soll beim nächsten Gipfel verabschiedet werden. Der 24. März ist ja auch noch ein Tag und erst der 25...

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Die Griechen (Bild: 1. von links, gleich in der ersten Reihe in dezentem Blau) sind zu diesem Zeitpunkt fast schon wieder aus dem Schneider. Denken jedenfalls alle oder vielmehr noch wollen sie es glauben. Auch Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann (Bild: er macht in der dritten Reihe, 2. v.l. mit seiner roten Schleife eine gute Figur) zählt zu den Gutgläubigen, Angela Merkel und Nicolas Sarkozy (Bild: erste Reihe, 2. und 3. v.l.) dürfte es aller politischen Weitsicht zum Trotz nicht viel besser ergangen sein. Glaube versetzt bekanntlich Berge - allein die (K)Riesengebirge wollen nicht weichen.

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Wenige Tage später fällt es allen wie Schuppen von den Augen. Die Devise heißt: Aus eins mach zwei. Die Staats- und Regierungschefs der Eurozone werden schnurstracks handelseins: Eine Aufstockung des Euro-Rettungsschirms muss her. Die Manövriermasse der gerade einmal ein Jahr alten Gesellschaft mit dem unfassbar unmerkbaren Namen Europäische Finanzstabilisierungsfazilität war einfach zu klein, zu wenig saftig und ein Gemisch aus Äpfel und Birnen.

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Hat da etwa jemand die Bank gesprengt? 440 Milliarden Euro ist ein hübsches Sümmchen. Aber zu wenig, viel zu wenig. Mit dem Aufziehen märzenhafter, lauer Frühlingslüftchen wird das allen klar. Außerdem will man in der großen Not nichts verkommen lassen, "effektiv nutzbar" sollen die Milliarden folgerichtig werden. Diesbezüglich wird die Geschichte die Lösungsvorschläge überholen. Aber dazu später mehr.

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Trostpflaster und Pillen werden auch auf diesem Gipfel ausgegeben. Die Senkung der Zinsen für Griechenland wird beschlossen. Thema bei den Beratungen ist auch Portugal, das als drittes Land unter den Euro-Schutzschirm schlüpfen könnte. Der portugiesische Premier José Sócrates will damals davon aber nichts wissen und hat mit seiner Aussage "nur über meine Leiche" Glück, dass ihn ohnehin keiner mehr ernst nimmt.

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Der März ist noch nicht vorbei, die Krise auch nicht. Es kommt, was kommen musste: Ein Gipfel. Am 25. wird der Rettungsschirm endgültig aufgespannt. An den Rändern wird gemauschelt und getuschelt. Böse Zungen versprühen Gift und Galle: Das Geld, so heißt es, werde nie und nimmer für alle Krisen-Kandidaten reichen. Frau Merkel und Herr Sarkozy bleiben ob der Lösungen, die aus dem Hut gezaubert werden, siegesgewiss. Skeptiker vernehmen - hinter vorgehaltener Hand - nicht mehr als leeres Gequake.

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Rund um den Globus ist man vielfach konsterniert. In unseren Breiten lernt selbst der gemeine Bürger ein paar neue Vokabeln: ESM - Europäischer Stabilitäts Mechanismus (der Rettungsschirm, der 2013 den EFSF ablösen und dauerhaft als Kriseninterventionsmechanismus Europa beglücken soll) und Vertrauenskrise (die Märkte finden die Gipfeldichte nicht ganz so lustig). So brenzlig ist die Lage, dass selbst der Russische Bär zu brüllen anhebt. Zehn Milliarden ist man bereit zu spenden. Bleibt zu hoffen, dass die Politiker die Zusage richtig verstanden haben.

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Das Jahr schreitet fort, die Probleme bleiben. Portugal will nicht unter den Euro-Rettungsschirm, man habe schließlich nicht um Hilfe gebeten.

Doch greifen wir dem Jahr ein wenig voraus, dann werden die Ratingagenturen Moody's, Standard & Poors und Fitch ( (Bild: von links nach rechts) einen dicken, fetten, roten Strich durch die Euro-Rechnung machen. Das wilde Pläneschmieden mit kaum wahrnehmbaren Einigungen lässt den Länder-Bewertern im Herbst den Kragen platzen: Triple-A für Österreich, Deutschland, Frankreich? Das hätten alle gern - in Stein gemeißelt ist es nicht. Die AAAngst geht um.

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Kann allen wurscht sein, sagen die Hartgesottenen hoch erhobenen Haupts. Ins Straucheln kommen allerdings einige Akteure im Herbst: Der ehemals sicherste Hafen der Anlagewelt - der Anleihenmarkt - gerät gefährlich ins Wanken. Rekordzinsen für die Schuldenkaiser hätten ja keinen wahnsinnig überrascht, aber dass sogar Österreich oder Frankreich empfindlich teurer an die Moneten der Märkte kommen sollten, damit hatte wahrlich keiner gerechnet.

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Doch zurück in die Vergangenheit. Der Juni zieht ins Land. Während es meteorologisch sommerlich warm wird, häufen sich in den Regierungsriegen die Schweißausbrüche. Europa sitzt auf seinen Problemen wie auf einem Vulkan. Die Schuldenkrise wächst sich zu einer veritablen Krise der Eurozone aus. Von Aufgeben ist dennoch keine Rede. Gemeinsam - so viel ist sicher - bezwingt sich auch der ärgste Feind. Preisfrage: Was andereres als ein weiterer Gipfel soll also folgen? Am 23. Juni ist es so weit. Es wird geredet, getüftelt, debattiert, abgewogen und bekräftigt.

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Griechenland ist einer totalen Staatspleite näher als je zuvor. Die Vertrauensfrage erhält eine neue Bedeutung: Werden die Euroländer Griechenland die Stange halten? Eilig wird ein neuer Pakt geschlossen, besiegelt mit dem Internationalen Währungsfonds. Ein neuer Geldgeber für die Euro-Hilfe ist gefunden.

Auch wenn es keiner sagen will, auch wenn es keiner wahrhaben wollte, die ganze Gipflerei läuft nun in eine Richtung: Die Medikation für den scheintoten Patienten Europa wird immer schwieriger, die Pillen immer bitterer, die unter Hochdruck geschnürten Sparpakete (Griechenland, Spanien, Portugal, Italien, Irland) immer dramatischer.

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Schlingerkurs und Zick-Zack-Strategien - kein Monat verstreicht ohne Gipfel. Am 22. Juli finden sich die führenden Köpfe zum nächste Treffen ein. Themen bekannt: Griechenland, der kaputte Euro und wie retten wir Europa vor dem Untergang? An einem nicht ganz unwesentlichen Nebenschauplatz wird an ähnlicher Front gekämpft. Überbordende Staatsschulden sind auch ein Thema in den USA:  Staatliche Unternehmen wie Nationalparks, Krankenhäuser, Polizeidienststellen oder Gemeindeämter droht mangels Finanzierung die Schließung. Das Desaster wird in letzter Minute abgewendet. Das Triple-A-Rating "erkennt" eine der drei großen Ratingagenturen dennoch ab. Sei's drum.

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Ein bisschen Schadenfreude auf europäischer Seite muss da wohl sein. Mit Genugtuung blickt man über den großen Teich: Ha, ihr habt ja das gleiche Problem wie wir. Ihr seid ja auch nicht besser. Aus dem Sumpf hilft diese Erkenntnis der Eurozone naturgemäß nicht. Die Göttin der Weisheit schüttet am Ende allerdings doch ein bisschen aus ihrem Füllhorn über die Staatenlenker aus. Am Gipfel vom 22. Juli "überredet" die Politik die Banken und Versicherungen, über einen Anleihetausch oder Laufzeitenverlängerungen griechischer Bonds einen Teil zur Euro-Rettung beizutragen. Und damit nach der großen Sause auch Verluste zu akzeptieren.

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Den Banken will dieser karge Gang nach dem jahrelangen Festschmaus nicht so recht munden. Wäre er nicht die einzige Alternative zur Henkersmahlzeit, würde er wohl gerne ausgelassen.  "Ja das trifft uns hart", pudelt sich Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann auf. Optimismus machte sich in der Politik breit, alles paletti, Krise im Griff. "Das Management der Eurozone funktioniert" teilt Österreichs Finanzministerin Maria Fekter hoheitsvoll mit und Bundeskanzler Werner Faymann steigt mit dem Begriff Notoperation messerscharf in die Realität ein.

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Die Finanzmärkte versprechen sich von dem Gesundreden und -beten der Probleme offenbar nie ganz so viel. Im Gegenteil: 2011 gewöhnt man sich an Kursabstürze sondergleichen. Viele haben ein Déjà-vu: Die Zeiten rund um die Pleite der US-Bank Lehman Brothers kehren in die geistigen Oberstübchen der politischen Oberhäupter und jener des Fußvolkes zurück. Für Beruhigung sorgen solche Erinnerungen naturgemäß nicht, riss der Absturz doch die globalen Märkte, und dann gleich die Weltwirtschaft mit in den Abgrund. Der Bär triumphiert über den Bullen.

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In Europa brennt der Hut, das hatten irgendwann alle überrissen. Die Probleme waren zu groß, um sie mit Kinkerlitzchen und zitzerlweisen Lösungsvorschlägen in den Griff zu bekommen. Das jährliche Sommerloch füllte sich 2011 mit einem bunten Allerlei an Untergangsszenarien, kleinen, aufflammenden Krisenherden, politischem Geplänkel und jeder Menge schlechter Laune an den Märkten. Im Zentrum standen einmal mehr der Rettungsschirm (zu klein), die Schuldenkrise (zu groß), die Rolle der Europäischen Zentralbank (zu wenig oder zu viel, je nachdem, wen man fragte) und die Griechen (raus aus der EU, rein in den Euro).

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Die Europäische Zentralbank soll's richten, das war dann auch noch eine Idee: Als Feuerwehr oder "Bazooka" möge sie doch viele, viele Anleihen von den strauchelnden Ländern aufkaufen. Doch einfach so wollten sich auch die Zentralbanker nicht den ganzen Ramsch aus den Ländern anhängen lassen. Der neue EZB-Chef Mario Draghi löst im Herbst den Langzeit-Präsidenten Jean-ClaudeTrichet ab, und übernimmt damit ordentlich etwas an Arbeit. Im November einigen sich die sechs Notenbanken Europas, der USA, Kanadas, Japans, Großbritanniens und der Schweiz darauf, bilateral Geld in der jeweiligen Währung zur Verfügung stellen. Der Blutkreislauf der Banken machte Sorgen.

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Dollars in die Banken der Eurozone spülen, so lautete das erklärte Ziel. Denn nicht nur der Interbankenmarkt lag mittlerweile wieder brach, auch US-Investoren zogen großflächig Dollars aus Europa ab. Die Angst vor einem Euro-Crash nahm zu.

Während zu jener Zeit die Aktienindizes oft und immer öfter einbrachen, herrschte an anderer Front Aufbruchstimmung. Mit Occupy Wall Street wurde in den Vereinigten Staaten eine lautstarke Protestbewegung geboren, die Zivilgesellschaft wollte gehört werden.

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Ein heißer Herbst ist für die Rettungs-Ritter der Eurozone ins Land gezogen. Europas Untergang wird oft und öfter an die Wand gemalt. Die Gipfel mutieren mittlerweile zu Marathonsitzungen, am 19. Oktober raufen sich zunächst die Finanzminister der Eurozone zusammen, bevor sich die sorgenvollen Staats- und Regierungschefs erneut auf Lösungssuche begeben.

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Offiziell entscheiden darf die Runde zur Schuldenkrise nicht, Spott, Häme und Kritik sind den "Gipflern" damit gewiss.  Deutschland pocht darauf, dass erst der Bundestag den geplanten Änderungen am Euro-Rettungsfonds zustimmen muss. Darüber hinaus sollen in jedem nationalen Parlament der Eurozone die Regierungen ihr "Go" zum Rettungsschirm geben. Das bekommt nicht allen, in der Slowakei stolpert die Regierung gar über diesen Beschluss und trat zurück. Letztendlich hatte man aber auch die letzten Widerspenstigen im Netz.

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Die Gipfel-Inflation steuert auf ihren Höhenpunkt zu und gebiert eine neue Tradition:  Angela Merkel und Nicolas Sarkozy rücken sich näher und näher - wenn auch nur via Telefon.  Die zwei Staatenlenker wachsen sich zu den Zugpferden der Euro-Rettung aus, was so manchem sauer aufstößt. Der heiße Draht zwischen "Merkozy", wie das Traum-Paar der europäischen Politik auch süffisant genannt wird, funktioniert offenbar besser als alles andere in Sachen Krisenmanagement.

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Am 23. Oktober steht der nächste Gifpel an und die Lage spitzt sich neuerlich zu: Die Politik streitet über die Stärkung des Euro-Rettungsfonds, eine Absicherung möglicherweise gefährdeter Banken und die Rettung Griechenlands. Dramatisch die Lage auch an manch Nebenschauplatz: Nach tagelangen erfolglosen Beratungen (eine wahre Durststrecke) fliegt Nicolas Sarkozy kurzfristig nach Frankfurt, um sich mit Angela Merkel von Angesicht zu Angesicht auszutauschen. Nichts weniger als die Geburt eines ganz und gar neuen Europas schwebt den beiden vor. Präsidentengattin Carla Bruni muss angesichts solcher Herausforderungen derweil in Paris bei der Geburt der Tochter ganz ohne Papa Nicolas auskommen.

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Drei Tage sind vergangen, wir gipfeln erneut. Das Haus Europa droht zu zerfallen. Zehn Stunden dauern die Verhandlungen in Brüssel, dann sind wieder einmal die ultimativen  Rettungspläne geschmiedet. Die Börsen klammern sich mittlerweile an jeden Strohhalm und freuen sich zwischendurch einmal.

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Das Ergebnis sieht gar nicht so schlecht aus. In vier zentralen Punkten wird eine Einigung aus dem Hut gezaubert. Die wichtigste ist ein Schuldenschnitt für Griechenland. Banken und Versicherungen willigen ein, den Griechen rund 50 Prozent der Schulden zu erlassen. Außerdem sollen die Griechen ein zweites Hilfspaket über 100 Milliarden Euro erhalten. Die Banken müssen in Zukunft ihr Eigenkapital aufstocken - also sich Kapital beschaffen. Schaffen sie das nicht, dann gebe es - erraten - Hilfe von der Regierung.

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Doch den Finanzmärkten ist das alles Stückwerk und nicht genug.  Es bleibt die Operation am offenen Herzen: Der Rettungsschirm EFSF rückt einmal mehr in den Fokus. Die Gretchenfrage lautet nun, wie aus den 440 Milliarden mehr Geld werden könnte. Gar zu verlockend ist der Griff in die Zauberkiste der Finanzmärkte. Der Hebel soll her. Der Hebel, der das Geld raufhelbelt auf ein, zwei oder drei Billionen Euro. Nur, einig ist man sich nicht,  ob überhaupt und wie der Hebel ausschauen soll.

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Italien verdrängte mittlerweile erfolgreich Griechenland und beanspruchte den Titel "Sorgenkind Nummer eins" für sich. Premier Silvio Berlusconi stolpert über den Sparkurs, seine ganz eigenen Probleme und jede Menge Schrott. Das Land ist mit 1,9 Billionen Euro verschuldet - Zeit für eine neue Regierung. Die Staatspapiere solten in den kommenden Wochen massiv teurer werden, die Zinsen über sieben Prozent ansteigen.

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Für Anfang November ist der G20-Gipfel im französischen Cannes anberaumt.  Die Ereignisse überschlagen sich. Griechenland schert plötzlich aus dem wunderbaren und wundersamen Gebilde Rettungsplan EU aus, Premier Giorgios Papandreou kündigt eine Volksabstimmung an. Das griechische Volk will er befragen, wie das denn die Eurorettungspläne sieht. Die Finanzmärkte kommen erneut ins Schwimmen.

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Griechenland drängt sich erneut ins Bild. Den Euro-Rettern ist das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Hektisch versuchen die Spitzenpolitiker in Cannes, Rom und Athen die erneute Eskalation der Euro-Schuldenkrise in den Griff zu bekommen. Papandreou sieht sich massivem Druck von allen Seiten ausgesetzt: Er muss zum Rapport nach Cannes. Die Kredittranche von acht Milliarden wird auf Eis gelegt, in Athen eskaliert die Regierungskrise. Die Regierung Papandreou tritt zurück, eine Technokraten-Regierung unter dem Ex-EZB-Vize Loukas Papademos wird angelobt.

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Und es geht munter weiter: Die Staats- und Regierungschefs der EU treffen sich am 9. Dezember erneut in Brüssel zum Gipfel. Der soll richten, was bisher nicht geschafft war: ein eilig geschnürtes, durchgreifendes Paket gegen die Schuldenkrise.

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Wir könnten noch ein bisschen weiter schwadronieren, denn der Termin für den nächsten Gipfel im neuen Jahr ist schon festgezurrt. Doch erstens gehen uns schön langsam die Spielsachen aus und zweitens steht das Fest des Friedens und der Freude vor der Tür. So bleibt uns nur zu resümieren: Die Euro-Rettung ist ein steiniger Weg, wegweisende Leuchttürme sind höchstens am Bild erkennbar. Oder doch nicht?

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Wo es hingeht, scheint (ausgenommen von Frau Merkel und Herrn Sarkozy - die beiden ganz gewiss, versprochen!) niemand genau zu wissen. Wie auch, bei 17 Ländern mit 17 Meinungen? Nun könnten wir noch Wetten abschließen, ob die Krisenlösung 17 Jahre beanspruchen wird, weitere 17 Gipfel erforderlich sein werden, oder 17 Staatsoberhäupter verschleißen hilft?

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Man höre auf: Eurozone heißt, mitgehangen, mitgefangen.

Die Wirtschaftsredaktion wünscht segensreiche Weihnachten und ein ebensolches neues Jahr. (Regina Bruckner, Daniela Rom, Sigrid Schamall, Hermann Sussitz, derStandard.at, 21.12.2011)

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