"Der fliegende Wasserfall" im Taurusgebirge in der Türkei fällt von einer 50 Meter hohen Klippe, in einen türkisfarbenen See. Hierher kommt man mit dem Jeep oder sportlich - zu Fuß.

Veranstalter, Unterkunft und Restaurant unter den links: www.neckermannreisen.at; www.zeynepresort.de; www.canyonantalya.net

Foto: Fabian Kretschmer

Der Blick nach unten lässt nichts Gutes erahnen. Auf dem steilen Hügel angekommen, bringt der Lenker des Jeeps sein Gefährt nochmal zum Stillstand, damit seine Insassen die vor ihnen liegende Abfahrt in Ruhe befürchten "dürfen". Doch für ein Zurück ist es längst zu spät, und bevor man überhaupt Zeit hat, die malerische Bergkulisse im Hintergrund zu registrieren, lässt der Lenker auch schon die Räder seines Geländewagens heißlaufen und den Staub hinter sich hochwirbeln. Mit einem Affenzahn geht es hinunter auf dem wackeligen Trampelpfad, vorbei an kleinen Bächen und Granatäpfelbäumen.

Nach nur wenigen Augenblicken, die aber wie eine halbe Ewigkeit anmuten, ist der rasante Abstieg schließlich geschafft. Während den Touristen auf der offenen Ladefläche des Jeeps eine gewisse Bleiche im Gesicht nicht abzusprechen ist, grinst der Lenker ihnen auf seinem gut gepolsterten Sitz nur schelmisch durch den Rückspiegel zu. "Like a full body massage", kommentiert er lakonisch die Situation.

Zwischen den Adrenalinkicks können die Tour-Teilnehmer dann immer wieder bei ruhigeren Fahrtabschnitten die Schönheiten des Taurusgebirges bestaunen. Besonders jetzt, da der Tour- Guide aus dem Jeep steigt und durch das näher gelegene Feld marschiert. Nach nur zwei Minuten kehrt er wieder zu der Gruppe zurück - mit frischen Granatäpfeln unter den Armen.

Das Verköstigen muss jedoch noch ein wenig warten, denn die rasante Fahrt geht sofort weiter. Nach einer guten Stunde ist schließlich das vorläufige Ziel der Jeep-Tour erreicht: "der fliegende Wasserfall", der über eine halbe Stunde Autofahrt zum nächsten Dorf entfernt steht. Das Wasser fällt von der fünfzig Meter hohen Klippe auf einen türkisfarbenen See, der geradezu zum Baden einlädt. Das kann man auch heute noch - obwohl es bereits November ist. In der Gegend um Antalya kann es schließlich bis Ende November im Idealfall noch sommerliche Temperaturen von mehr als 20 Grad Celsius geben, und auch die Sonne scheint rekordverdächtige 300 Tage im Jahr. Gerade wegen der klimatischen Vorzüge assoziiert man mit Antalya vor allem Strand, Swimmingpool und All-inclusive-Hotels, die man während des zweiwöchigen Urlaubs höchstens Richtung Flughafen verlässt. Wegen ihrer langen Sandstrände wird die Küstenregion auch liebevoll die "Türkische Riviera" genannt.

Dabei hat die Touristenstadt in Kleinasien viel mehr zu bieten als "nur" Badeurlaub, allen voran die alpinen Schönheiten des Taurusgebirges, dessen Zweitausender man von Antalya aus bereits im Hintergrund erblicken kann. Das Gebirge bietet für die Einheimischen vor allem Zuflucht vor der immensen Sommerhitze - und für die Touristen gerade abseits der Hauptsaison ein atemberaubendes Naturerlebnis. Gemütlichere Zeitgenossen werden wohl statt des Jeeps jedoch lieber den Wanderstock bevorzugen, um das Taurusgebirge zu erkunden.

Paulusweg

Zum Beispiel auf dem Paulusweg, bei dem man auf den Spuren des Apostels wandeln kann, der vor knapp 2000 Jahren hier seine erste Missionsreise antrat. Ob der namensgebende Paulus wirklich exakt die gleiche Route gewählt hat, lässt sich letztendlich nicht mehr überprüfen. Fakt ist jedoch, dass der Paulusweg mit seiner abwechslungsreichen Landschaft, den steilen Klippen bis hin zu 2500 Metern und unzähligen urigen Bergdörfern zu den schönsten in der Türkei zählt.

Da der Weg jedoch noch nicht in vollem Umfang touristisch erschlossen ist und es vergleichsweise nur wenige Schlaf- und Raststätten gibt, sollte man die Tour lieber mit einem erfahrenen Wanderführer begehen, der ebenfalls genau Bescheid weiß, wo es frisches Quellwasser oder idyllische Bademöglichkeiten gibt.

Doch auch in der Millionenstadt Antalya selbst gibt es Überraschendes - das Restaurant "Can-yon Antalya" zum Beispiel liegt so versteckt, dass fast nur Einheimische den Weg hierher finden. Traditionelle Fisch- und Fleischgerichte kann man hier bei folkloristischer Livemusik erleben. Die Völkerverständigung klappt an diesem Abend ganz hervorragend: Während die Band aus Griechen besteht, sind das Essen und Trinken türkisch. (Fabian Kretschmer/DER STANDARD/Printausgabe/17.12.2011)