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Graffitis und Tags auf Zügen sind zum gewohnten Bild geworden. Zum Leid der Eisenbahnbetreiber. Das musste jetzt auch der private ÖBB-Konkurrent Westbahn erfahren. Einer ihrer Züge wurde am Salzburger Hauptbahnhof besprüht. Auf ihrer Facebook-Seite bietet die Privatbahn 5000 Euro Belohnung für Hinweise auf den Täter. Die Formulierung des Aufrufs sorgte für eine aufgeheizte Diskussion in Facebook und auf Twitter.

"Großer Fehler"

"Gestern zwischen 20.45 und 21.00Uhr in Salzburg hat jemand einen großen Fehler begangen. Er hat die WESTbahn beschädigt. Das Graffiti wurde so schnell wie möglich entfernt. Es zahlt sich also nicht aus", schreibt die Westbahn auf Facebook.

Heiße Diskussion

In den Kommentaren forderten die Nutzer sofort Vergeltung und eine harte Strafe für die Sprayer. Ein Kommentar lautet: "De idiotn findn u mit der Zunge selbst putzn lassn..." Es mischten sich aber auch schon zynische Kommentare und Kritik unter die Fürsprecher. "ohgott was für ein furchtbarer Fehler, die Westbahn zu beschädigen.. ich hoffe der Zug kann noch fahren? Echt schlimm sowas, an den Eiern aufhängen sollte man die!", schreibt ein User.

Klage im Kommentar angedroht

Innerhalb kürzester Zeit hat sich eine intensive Diskussion auf der Facebook-Seite ergeben. Doch die Westbahn sorgte nicht nur mit dem Kopfgeld für Aufregung. Ein Facebooknutzer behauptete an anderer Stelle auf der Seite, dass Westbahnmitarbeiter schlecht ausgebildet seien und zwei rote Signale überfahren hätten.

Der Geschäftsführer der Westbahn drohte daraufhin im Kommentar mit einer Klage: "die WESTBAHN Mitarbeiter haben KEIN Signal überfahren! Folge wäre eine REM durch Infra. Sie haben bis 18:00 Zeit diese unrichtigen Anschuldigungen im Sinne einer strafrechtlichen Kreditschädigung zurück zu nehmen. Danach erfolgt die Anzeige bei der Staatsanwaltschaft auf Basis dieses Straftatbestandes. MfG  Stefan Wehinger, GF"

"Klug?"

Auf Twitter fragt sich ein Nutzer: "Ist es wirklich klug solche Sachen über ihre Kommentarfunktion auf FB zu kommunizieren?" Das Posting wurde mittlerweile von der Seite gelöscht. Die Twittergemeinde äußerte daraufhin Unverständnis für die Art und Weise wie die Westbahn mit ungewollten Kommentaren umgeht.

Update

Die Westbahn sieht mittlerweile, dass man sich im Ton vergriffen hat. Sprecher Manfred Mader räumte ein, dass man möglicherweise zu harsch formuliert habe "und die Community hat es uns sofort zurückgezahlt."

"Wichtiges Feedback-Mittel"

Grundsätzlich ist man in dem Unternehmen mit den Möglichkeiten von Facebook und Twitter hochzufrieden, betonte Mader. Schließlich habe man W-LAN im Zug und die Kunden könnten ihre Kritik und Bedürfnisse daher auch unmittelbar äußern. "Das ist für uns auch ein wichtiges Feedback-Mittel."

"Möglicherweise zu drastisch"

Dass man "möglicherweise zu drastisch" formuliert habe, könne sein, sagte er. Allerdings habe der betreffende User geschrieben, die Westbahn-Lokführer würden regelmäßig Warnsignale überfahren, was lebensgefährlich sei. Einen solchen Vorwurf könne man als junges Unternehmen nicht stehen lassen. Der User habe den Vorwurf schließlich selbst gelöscht.

Drei Mitarbeiter für Web 2.0

Bei der Westbahn seien drei Mitarbeiter mit Web 2.0 beschäftigt. Dass Wehinger selbst poste, komme vor, sagte Mader. Allerdings tue der Westbahnchef dies unter seinem eigenen Namen. (soc)