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In den vergangenen Jahrzehnten hat die herkömmliche Chemotherapie die Überlebensraten bei Brustkrebs um rund ein Drittel verbessert.

Foto: APA/EPA/Stefan Puchner

Wien/London/San Antonio - Weltweit erkranken jährlich rund 1,4 Millionen Frauen an Brustkrebs. 450.000 Patientinnen erliegen der häufigsten Krebsart bei Frauen. Auf der anderen Seite werden die Therapien immer besser und effektiver. Das belegen neue Studien aus Wien, Großbritannien und den USA. So hat in den vergangenen Jahrzehnten beispielsweise allein die herkömmliche Chemotherapie die Überlebensraten um rund ein Drittel verbessert.

Der in Fachkreisen weltbekannte britische Epidemiologe Sir Richard Peto und sein Team die Daten von mehr als 100 Behandlungsstudien in Sachen Brustkrebs mit rund 100.000 Probandinnen seit den 1980er-Jahren auf das Langzeitüberleben der Patientinnen mit Brustkrebs analysiert. Wie die Wissenschafter im "Lancet" vor wenigen Tagen schrieben (6. Dezember), hatte schon die Behandlung mit den ältesten Kombinations-Chemotherapien nach der Operation bzw. Strahlentherapie eine Reduktion der Sterblichkeit um 20 bis 25 Prozent gebracht. Das wurde beispielsweise mit der Kombination von Cyclophosphamid, Methotrexat und 5-FU erzielt. Neuere Kombinationen verringerten die Mortalität um bis 30 Prozent.

Dann kam die antihormonelle Therapie bei Patientinnen mit Tumoren, welche auf den Wachstumsimpuls der Sexualhormone (Östrogen) angewiesen sind. Fünf Jahre antihormonelle Therapie mit Substanzen wie Tamoxifen etc. reduzierten bei diesen Erkrankten die Sterblichkeit ebenfalls um etwa ein Drittel. Peto: "Wenn der Tumor bei ihnen komplett entfernt wurde verringert eine Kombination von antihormonellen Medikamenten und (vorübergehend, Anm.) Chemotherapeutika die Rückfall- und Todesrate um die Hälfte."

Chemotherapie, Bestrahlung und monoklonale Antikörper

Mit den herkömmlichen Chemotherapien kam man hier an die Grenze des Machbaren. In den vergangenen Jahren haben monoklonale Antikörper aus der Biotech-Forschung und kleine an bestimmten Tumor-Charakteristika ganz gezielt angreifende Wirksubstanzen die Behandlungsmöglichkeiten weiter erhöht. So wurde vor etwa zwei Wochen beim amerikanischen Brustkrebskongress in San Antonio beispielsweise eine groß angelegte Studie der Phase-III (Wirksamkeit) bei Patientinnen mit sogenanntem HER2-positiven in einem fortgeschrittenen Stadium und Metastasen präsentiert, bei der erstmals zwei verschiedene monoklonale Antikörper kombiniert wurden. Jeweils rund 400 Patientinnen hatten eine Chemotherapie und den monoklonalen Antikörper Trastuzumab (gegen HER2 an der Oberfläche der Tumorzellen) bekommen. Ebenfalls rund 400 Erkrankte bekamen noch zusätzlich einen anderen gegen die Tumorzellen gerichteten monoklonalen Antikörper (Pertuzumab). Das Ergebnis: Bei den Patientinnen mit fortgeschrittener Erkrankung erhöhte sich beispielsweise die Zeitspanne bis zum weiteren Fortschreiten des Leidens von 12,4 auf 18,8 Monate. Das ist ein bedeutender Anstieg.

Rupert Bartsch, Onkologe an der Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien am AKH und Co-Autoren verglichen - historisch an zwei Personengruppen - die Ergebnisse mit mehreren Behandlungsstrategien bei Brustkrebspatientinnen (ebenfalls mit HER2-positiver Erkrankung), welche bereits Gehirnmetastasen bekommen hatten. Jene, welche eine Bestrahlung allein bekommen hatten, lebten noch drei Monate. Eine Chemotherapie steigerte das durchschnittliche Gesamtüberleben auf neun Monate, der monoklonale Antikörper Trastuzumab auf 13 Monate. Eine Kombination dieses monoklonalen Antikörpers mit dem kleinen, synthetischen Wirkstoffmolekül Lapatinib führte nach Strahlenbehandlung ebenfalls zu einer Verbesserung. (APA)