Heißhunger-Attacken und Essanfälle sind typisch für die sogenannte Binge Eating Störung (Ess-Sucht) oder Bulimie (Ess-Brech-Sucht). Die Betroffenen erleben die Anfälle als unkontrollierbar. Im Rahmen einer neuen Studie wollen Wissenschaftler des Universitätsklinikums Heidelberg nun erstmals mit Hilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) die Vorgänge im Gehirn untersuchen, die das gestörte Essverhalten steuern. Ziel ist es, neue Erkenntnisse für die Therapie und Vorbeugung dieser Erkrankungen zu gewinnen.

Gleiches Muster wie bei Suchterkrankungen?

Ungefähr 1,5 Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Binge-Eating-Störung, beinahe ebenso viele an Bulimie. Beiden Erkrankungen gemeinsam sind die Essanfälle, denen sich die Betroffenen hilflos ausgeliefert fühlen. Danach folgen häufig Ekel und Schuldgefühle. Menschen mit Bulimie erbrechen nach der Essattacke absichtlich, um einer Gewichtzunahme entgegenzusteuern. Auslöser beider Erkrankungen sind in der Regel unterdrückte emotionale Probleme.

Im Rahmen der Studie wollen die Wissenschaftler prüfen, ob die Essstörungen - wie die deutschen Bezeichnungen „Ess-Sucht" oder "Ess-Brech-Sucht" schon implizieren - mit vergleichbaren Veränderungen der Gehirnaktivität wie bei Suchterkrankungen einhergehen. Hierzu wird die Hirnaktivität während der Erwartungsphase und bei Erhalt einer Belohnung sowie in der Kontrolle von Handlungsimpulsen auf Belohnungsreize gemessen.

Rolle des Belohnungssystems unbekannt

„Die Essanfälle treten sind in der Regel nicht aus einem Hungergefühl heraus auf, sondern bei emotionalem Stress", erklärt Studienleiter Hans-Christoph Friederich, Leitender Oberarzt der Universitätsklinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik Heidelberg. „Wir untersuchen nun anhand der Gehirnaktivität, welche Rolle das Belohnungssystem des Gehirns dabei spielt, ob es generell anders bzw. vermindert reagiert als bei gesunden Vergleichspersonen oder nur in Bezug auf Nahrungsmittel, oder ob das Problem eher im Bereich der Impulskontrolle liegt."

Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Studie wird von der Universitätsklinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik in Kooperation mit der Universitätsklinik für Allgemeine Psychiatrie Heidelberg durchgeführt. (red)