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In Oberösterreich und dem Burgenland bot der ISP Mywave Internetzugänge über WLAN-Richtfunk an. Doch die Firmengruppe ist pleite. Waren die Büros schon seit längerem unbesetzt, sind letzte Woche auch die Sender in Oberösterreich offline gegangen - der WebStandard berichtete.  Auch bei burgenländischen mywave-Tochter netpark sind die Büros seit längerem unbesetzt, die Sender gingen schon im November vom Netz. Es gibt noch eine zweite Tochterfirma namens netpark; sie ist Oberösterreich registriert und bereits in Liquidation.

Schweigen

Mywave hatte seine Nutzer nicht gewarnt und schweigt bis heute. Der plötzliche Ausfall ihres Internet-Diensts trifft manche Kunden hart. Die auf den Servern des ISP gespeicherten Webseiten und Datenbanken sind unerreichbar, was Betrieben Einnahmenverluste beschert. Fehlen lokale Backups sind auch bereits getätigte Buchungen und Bestellungen unklar.

Zudem kann der Wechsel zu einem anderen ISP schwierig sein. Zwar können .at-Domains rasch umgezogen werden, bei einigen anderen Top Level Domains ist aber die Mitwirkung des Technischen Administrators für einen flotten Wechsel erforderlich. Und das ist häufig der ISP.

Vielleicht war es ein verzweifelter Kunde, der mehrere Tausend Euro bezahlt hat, damit ein Masseverwalter bestellt wird. Dieser will noch dieses Jahr einen Käufer für mywave finden, bis dahin bleiben die Server unzugänglich.

Insolvenz-Serie

Recherchen des WebStandard ergeben das düstere Bild einer Serie von Insolvenzen. Frappierendes Unglück scheint dabei das Ehepaar Z. zu verfolgen. Horst Z. war Vorstand und Teilhaber der mywave Internetdienstleistungs (GmbH, später AG). Dieses Unternehmen erhielt Förderungen des Landes Oberösterreich. Die Summe ist nicht bekannt, die Rede ist von rund einer Million Euro. Zumindest 586.000 Euro sind anhand der Bilanzen der Jahre 2005 und 2006 verifiziert.

Damit sollten Regionen erschlossen werden, die noch nicht mit Breitband versorgt waren. Laut Marktbeobachtern hat mywave Sender aber häufig auch dort errichtet, wo bereits andere WLAN-Anbieter tätig waren. Unbestätigten Information zu Folge förderte das Land Oberösterreich den Ankauf der Modems zu 40 Prozent. Diese Geräte soll mywave bei Zs zweiter Firma Computronic Handels GmbH gekauft und den eigenen Kunden gegen Kaution überlassen haben.

Doch bereits 2008 versuchte mywave einen Ausgleich, musste aber noch im selben Jahr Konkurs beantragen. 8 Millionen Euro soll mywave bis dahin verbrannt haben. Für die mywave-Sendeanlagen hätte der Masseverwalter durchaus zahlungswillige Interessenten gefunden. Wie sich aber herausstellte, gehörte die Infrastruktur einer anderen Firma der selben Gruppe.

In Oberösterreich erzählt man sich, dass über die Jahre mehrere Anzeigen in Sachen mywave bei den Behörden eingelangt seien. Ein Gutachten habe bei der mywave AG Konkursverschleppung festgestellt. Doch obwohl die Gläubiger nur 4,58 Prozent ihrer Forderungen erhielten, soll sich durch die mögliche Verschleppung niemand geschädigt gefühlt haben.

Zukäufe in der Krise

Der ISP-Betrieb wurde mit anderen Firmen fortgesetzt, sogar für die Übernahme von anderen WLAN-ISP wie netpark (OÖ) und netpark (Bgld): ABV Anlagen Betriebs und Vermietungs GmbH, SZ Handels GmbH und eben deren beiden "netpark GmbH" Töchter. Eigentümerin aller vier Firmen ist Horst Zs Ehefrau Michaela. Die jüngsten verfügbaren Bilanzen per Ende 2009 respektive 2008 weisen allesamt negatives Eigenkapital aus, in Summe mehr als 1,7 Millionen Euro. Wie der Betrieb bis vor Kurzem aufrecht erhalten wurde, ist unklar.

Nach dem Ende der mywave hatte Herr Z. offenbar freie Kapazitäten und übernahm noch im Sommer 2008 die Führung der Geschäfte von ABV sowie der oberösterreichischen netpark GmbH. 2009 wurde Horst Zs Computronic Handels GmbH aus dem Firmenbuch gestrichen. Das Vermögen dieser Firma reichte nicht einmal für ein Konkursverfahren. Die letzte Bilanz per Ende 2007 weist Verbindlichkeiten in Höhe von 1,3 Millionen Euro aus. Von der Last der Computronic-Geschäftsführung befreit wurde Horst Z. auch Geschäftsführer der SZ Handels GmbH sowie der burgenländischen netpark GmbH.

Weiter abwärts

Die in Oberösterreich registrierte netpark GmbH beantragte 2010 den Ausgleich und bot die Minimalquote von 20 Prozent. Dies ließ sich nicht halten, im Konkurs wurden 2,1 Prozent der Forderungen befriedigt. Vor zwei Monaten trat nachträglich ein Steuerguthaben zu Tage. 673,31 Euro wurden an die Gläubigerschar ausgeschüttet.

Der an der selben Linzer Adresse registrierten SC Vertriebs GmbH erging es etwas besser. Eigentümer Martin Hammerschmid, ehemals Cheftechniker von mywave, konnte seine Firma 2010 in den Ausgleich retten und vergangenes Monat die Mindestquote von 20 Prozent erfüllen. (Hammerschmid ist nicht zu verwechseln mit dem insolventen oberösterreichischen Gastronomen Martin Hammerschmied.)

Am 15. Dezember wurde beim Landesgericht Linz das Konkursverfahren für die SZ Handels GmbH eröffnet. Gläubiger müssen ihre Forderungen zum Akt 17 S 81/11b bis 21. Jänner anmelden.

Gottseidank nicht obdachlos

Horst Z. ereilte auch bei seinen privaten Finanzen Ungemach: Mit Schulden von mehr als 1,4 Millionen Euro musst er 2009 Privatkonkurs anmelden. Naheliegend ist, dass Z. für Kredite seiner Firmen gehaftet hat. Bis 2016 soll er insgesamt 45.000 Euro (3,167 Prozent) zurückzahlen, dann wäre er schuldenfrei. Obdachlosigkeit blieb den Zs glücklicher Weise erspart. Denn das Eigenheim in Walding gehört Berichten zu Folge der Dame des Hauses und blieb somit von einer Zwangsversteigerung verschont.

Michaela Z. versucht sich neuerdings in der Gastronomiebranche. Ihre 4A Gastro GmbH sucht für "unseren neuen Standort in Rohrbach bei St. Florian" Personal. Diesmal scheint Frau Z. nicht nur als Eigentümerin sondern auch als Geschäftsführerin auf, der Gemahl ist nur noch Prokurist. 

Frisches Steuergeld

Kommendes Jahr gibt es in Oberösterreich wieder Subventionen für den Breitbandausbau. Von EU, Bund und Land kommen insgesamt fünf Millionen Euro. (Daniel AJ Sokolov)