Der verpatzte Ligaherbst der Austria Wien war keineswegs die erste Schwächeperiode unter Trainer Karl Daxbacher. Bisher hat er aber jedes Mal bewiesen, dass er den Karren wieder aus dem Dreck ziehen kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies auch dieses Mal geglückt wäre, ist also hoch. Umso unverständlicher mutet deshalb die Entscheidung des violetten Aufsichtsrates an, den Trainer durch Ivica Vastic zu ersetzen. Wie schwer können drei schwächere Monate in der Liga gegenüber den Verdiensten der Vergangenheit wiegen? Daxbacher hat die Austria in einer schwierigen Phase nach der Ära Stronach übernommen, etliche junge Spieler erfolgreich eingebaut, den Cup gewonnen und zwei Mal den Titelkampf eher unglücklich in der letzten Runde verloren. Er war nicht ganz zufällig der längstdienende Austria-Trainer seit Ernst Ocwirk. 

Mannschaften, die sich für die Gruppenphase der Europa League qualifizieren, können in der Herbstrunde zur Meisterschaft schon mal ins Straucheln geraten. Verletzte Spieler belasten die für internationale Aufgaben zu schmal geratenen Kader, oft gerät die Vorbereitung auf den Liga-Alltag ins Hintertreffen, Ermüdungserscheinungen machen sich auch im mentalen Bereich breit. Dennoch bleibt das Erreichen der internationalen Startplätze und in weiterer Folge der Gruppenphase für jeden Verein ein übergeordnetes Ziel. Logisch, winkt doch ein schöner Batzen Geld. Allerdings sollte man auch die Nebeneffekte akzeptieren und sich im Ligaherbst gegebenenfalls mit einer guten Ausgangslage für das Frühjahr zufrieden geben.

Daxbacher hat das Ziel Europa League erreicht, wohlgemerkt zum zweiten Mal in seiner vier Saisonen umfassenden Amtszeit, und seine Mannschaft dort beinahe zum Aufstieg geführt. Wohl auch darunter litten Leistung und Konzentration in der Meisterschaft. Der tatsächliche Zusammenbruch kam aber erst in den letzten beiden Spielen als die violette Innenverteidigung durch Verletzungen ausfiel. Unter dem Strich blieben mit vier Punkten Rückstand auf die Tabellenspitze alle Chancen auf einen Gewinn der Meisterschaft erhalten. Die keineswegs konstanten Leistungen der Titelkonkurrenten haben den Schaden in Grenzen gehalten. Alle haben sie in dieser Saison ihr endlos scheinendes Jammertal ohne Trainerwechsel durchschritten.

Man muss nicht immer auf die jüngsten Ergebnisse reagieren, es geht auch anders, überhaupt im Umgang mit langdienenden, verdienstvollen Kräften. Werder Bremen hat am Montag die Verträge der Paarung Schaaf/Allofs verlängert. Zwei Tage zuvor verlor deren Elf mit 0:5 bei Schalke 04, es war das dritte Auswärtsdebakel in Folge. (derStandard.at, 21. 12. 2011)