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Grund zum Feiern: Wim Duisenberg (l.), damaliger Chef der Europäischen Zentralbank, Österreichs Finanzminister und EU-Ratsvorsitzender, Rudolf Edlinger (mitte) und EU-Kommission-Chef Jacques Santer (r.) öffnen den "Euro"-Champagner, einen Tag bevor der Euro am 1.1.1999 aus der Taufe gehoben wurde.

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Der Euro, so schaut er aus am ersten Tag, als die Münzen und Scheine in Umlauf kamen.

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Es könnte bessere Voraussetzungen für eine rauschende Party zum Geburtstag geben: Die Familie ist zerstritten, der Cousin aus Griechenland will sich ständig Geld leihen, der Jubilar ist gebeutelt und steht stark unter Druck. Am 1.1.2012 wird das Euro-Bargeld zehn Jahre alt.

In der Silvesternacht 2002 haben die Bürger und Bürgerinnen der ersten zwölf Euroländer, darunter auch Österreich, zum ersten Mal Euros statt Schillinge in der Hand gehalten. Wer nach Mitternacht seinen Sekt mit der alten Währung bezahlte, bekam das Rückgeld bereits in Euros und Cents zurück. Die Bankomaten spuckten erstmals Euros aus. Die ersten Banken wurden ausgeraubt, in denen Euros lagerten. Es ist E-Day in Europa.

Jubel, Trubel, Heiterkeit

Die Politik überschlug sich vor Jubelmeldungen. Der damalige Bundeskanzler Wolfgang Schüssel dankte dem Schilling, "der Österreich groß gemacht hatte", und hieß den Euro willkommen. Frankreichs Ex-Staatspräsident Jacques Chirac feierte in seiner Neujahrsbotschaft die Gemeinschaftswährung ebenfalls: "Der Euro ist ein Sieg Europas und wird dessen Identität und Macht festigen." Der damalige spanische Regierungschef José María Aznar meinte: "Der Euro ist das Symbol der Stärke unserer Gemeinschaft." Und der griechische Ex-Ministerpräsident Kostas Simitis ergänzte: "Der Euro ist eine der stärksten Währungen der Welt. Wir haben jetzt mehr Chancen und mehr Hoffnung."

Dass gerade Griechenland in den vergangenen Jahren zur Zerreißprobe für Euroland werden sollte, wurde schon 2001 an die Wand gemalt. Zumindest vermutete man, dass die Griechen ihre Wirtschaftsdaten frisiert hätten, um Teil der Euro-Familie zu werden. Die EU-Partner drückten jedoch ein Auge zu. Der Erfolg schien ihnen auch lange Zeit Recht zu geben. Bis eben vor zwei Jahren das griechische Kartenhaus in sich zusammenbrach und Zug um Zug auch die Euro-Familie mit nach unten riss.

Selbst das Zerbrechen der Eurozone war 2011 kein Tabu mehr - diskutiert wurde nicht nur ein Austritt Griechenlands aus dem Euro, sondern auch die Splittung der Gemeinschaftswährung in einen Nord- und einen Süd-Euro, oder gleich die Rückkehr aller zu ihren alten Währungen.

Keine Krise

Dabei ist der Euro durchaus eine Erfolgsgeschichte. Die Notenbanker versuchen sich deswegen auch in einer Änderung des Wordings - es sei keine "Euro-Krise", in der Europa feststeckt, sondern eine Staatsschuldenkrise. Der Euro habe in der Vergangenheit hohe Ausschläge der Zinssätze bei Staatsanleihen im Euroraum gedämpft. Mittlerweile stimmt das nicht mehr ganz. Aber Österreichs Zinsen seien immer noch deutlich niedriger, betont man seitens der Oesterreichischen Nationalbank.

Auch ist der Euro entgegen landläufiger Meinung kein Teuro: Die Jahresinflation zwischen 1999 und 2011 liegt bei 1,8 Prozent, in den Jahren 1988 bis 1998 hat sie durchschnittlich 2,2 Prozent betragen. Der Mythos vom Teuer hält sich vor allem wegen der gefühlten Inflation. Für das Preisgefühl sind jene Produkte entscheidend, die wir häufig kaufen. Lebensmittel oder Benzin etwa sind überdurchschnittlich teurer geworden. Eine vergleichsweise günstiger gewordene Waschmaschine wird hingegen meist nur alle paar Jahre gekauft.

Österreicher rechnen mit Euro

Trotz Schuldenkrise und gefühltem Inflationsschub vertrauen mehr als zwei Drittel der Österreicher der Gemeinschaftswährung. 68 Prozent der Befragten zeigen sich überzeugt, dass der Euro langfristig "auf jeden Fall" bzw. "eher schon" Bestand haben werde, geht aus einer im Dezember durchgeführten Umfrage der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) hervor.

Keine große Sause

Eigentlich wurde der Euro schon Anfang 1999 geboren, damals aber nur als Buchgeld, mit dem über Schecks, Kredit- oder Bankomatkarten bezahlt werden konnte und an den Finanzmärkten gehandelt wurde. Mittlerweile gehören 17 Länder (Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal, Spanien, Slowenien (2007), Malta und Zypern (2008), Slowakei (2009)) der Eurozone an, der letzte Familienzuwachs war Estland Anfang 2011. Der baltische Staat dürfte ob der Krise auch für längere Zeit der letzte Neuzugang sein. 

Aktuell sind etwa 880 Milliarden Euro im Umlauf, in Österreich allein sind es um die 25 Milliarden. Trotz der aktuellen Krise in Europa ist der Wert der Gemeinschaftswährung im Vergleich zum US-Dollar deutlich gestiegen. 2002 war der Euro 0,89 US-Cent wert, mittlerweile pendelt der Euro rund um die 1,30 Dollar-Marke.

Die große Sause für den Euro wird es am 1.1.2012 nicht geben. Selbst die Europäische Zentralbank hat keine großen Pläne, in Österreich gibt es eine Ausstellung im Geldmuseum und eine Broschüre. Recht wenig für einen runden Geburtstag. (rom, derStandard.at, 29.12.2011)