Wien - "Wir ersuchen Euch, trotz aller verständlichen Empörung, auf Alleingänge zu verzichten": So appellierte der Redakteursrat des ORF an die Journalisten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Sie mögen sich vielmehr "weiter so engagiert an allen gemeinsamen Bemühungen beteiligen".

Da dürfte noch einiges auf den ORF-General zukommen. Alexander Wrabetz tat, offenbar auf wenig Aufsehen hoffend, knapp vor Weihnachten umstrittene Bestellungen kund, etwa Niko Pelinka, bisher SP-Fraktionschef im ORF-Stiftungsrat, werde sein Bürochef, Thomas Prantner, bisher Onlinedirektor, Vize-Technikdirektor. Die so laut ORF-Aussendung fix besetzten Stellen wurden aber davor laut Menschen mit Einblick ins ORF-Intranet nicht ausgeschrieben. Report-Chef Robert Wieser twitterte, Pelinkas Job werde offenbar in Dienstgruppe 16 (von 18) ausgeschrieben: "Da wird es im ORF doch einen besser oder EINE gleich gut Qualifizierte geben." Mittwoch soll nun Pelinkas Job tatsächlich ausgeschrieben werden.

Beim Redakteursrat sind laut interner Rundmail "etliche Vorschläge" von Mitarbeitern eingelangt, "was gegen die Umsetzung der dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk schadenden Pläne unternommen werden könnte. Diese Vorschläge müssen nun rasch geprüft werden, ob und wie und wann sie am effizientesten umgesetzt werden können. Das bedarf teilweise rechtlicher Prüfung", ebenso Abstimmung mit Redakteurs- und Betriebsräten.

Die Sprecher der ORF-Korrespondenten schlossen sich dem Redakteursprotest an: "Glaubwürdigkeit ist das wichtigste Kapital, das ein öffentlich-rechtlicher Sender heute hat. Diese Glaubwürdigkeit wird erschüttert, wenn politische Funktionäre in die Chefetagen eines Rundfunk- und Fernsehunternehmens wechseln." Und: "Selbstbewusster Journalismus, unabhängig davon, in welchem Ausmaß Personalentscheidungen nach politischen Opportunitäten gefällt werden, ist jetzt wichtiger denn je, um Schaden für die Glaubwürdigkeit des ORF entgegenzuwirken".

TV-Vizedirektor

Heftig kursiert unterdessen, Radiochefredakteur Stefan Ströbitzer solle zurück ins Fernsehen wechseln. Für die Leitung der Entwicklungsredaktion winkte er auf Standard-Anfrage schon vorige Woche ab. Nun wird über ihn als weiteren Vizedirektor in der TV-Direktion spekuliert.

ORF-Gebühr für alle fix

Fix ist seit Dienstag, dass ab 1. Jänner 2012 alle Haushalte Programmentgelt zahlen müssen, die im Einzugsgebiet terrestrischer ORF-Sender liegen, also auch Satseher ohne ORF-Karte. Das Bundesgesetzblatt über diese Novelle erschien Dienstag. (fid/DER STANDARD; Printausgabe, 28.12.2011)