Wien - Rund 30 Prozent aller akuten Hepatitis C-Erkrankungen heilen von allein aus, 70 Prozent werden chronisch. Eine Prognose über den Verlauf war bisher nur eingeschränkt möglich. Die Patienten mussten sich daher häufig einer langwierigen und teuren Therapie mit Interferon unterziehen, bei der auch mit Nebenwirkungen zu rechnen ist. Ein Wissenschafterteam der MedUni Wien hat jetzt zwei Merkmale identifiziert, mit denen man eine bessere Vorhersage des Krankheitsverlaufs machen könnte.

Spontane Ausheilung voraussagen

Das Team um den Hepatologen Harald Hofer von der Universitätsklinik für Innere Medizin III am Wiener AKH hat nachgewiesen, dass die Kombination aus zwei Merkmalen hilfreich ist, eine sogenannte spontane Ausheilung vorauszusagen. Hofer: "Ein Polymorphismus im IL28B Gen, ein genetisches Merkmal, und das Interferon-gamma induzierbare Protein-10 (IP-10) haben Einfluss auf die spätere Entwicklung der akuten Hepatitis C-Infektion. Wenn ein Patient eine gute Konstellation beider Merkmale besitzt, die sich im Blutbefund nachweisen lassen, ist eine spontane Ausheilung sehr wahrscheinlich."

Das belegen die Ergebnisse der österreichweiten, multizentrischen Untersuchung von Patienten mit akuter Hepatitis C unter Leitung der MedUni Wien, die jetzt im amerikanischen Fachmagazin "Gastroenterology" publiziert wurde. Damit könnte die Therapie eventuell zielgerichteter eingesetzt werden und einem Teil der Betroffenen erspart bleiben.

Hohe Kosten, zahlreiche Nebenwirkungen

Derzeit werden die Betroffenen zumindest 24 Wochen lang mit Interferon-alpha, das antiviral wirkt und das Abwehrsystem anregt, behandelt. Die Therapie sieht eine Injektion pro Woche vor. Ziel ist es, dass sechs Monate nach der Beendigung der Therapie kein Virus mehr nachweisbar ist. Die Behandlung ist mit hohen Kosten und zahlreichen Nebenwirkungen verbunden. Die Patienten zeigen häufig grippeartige Symptome wie Fieber, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, neigen zu Müdigkeit und Haarausfall, dazu kann es zu Fehlfunktionen der Schilddrüse kommen. Häufig ist die Therapie auch von Depressionen und Angstzuständen begleitet.

Chronifizierung verhindern

"Die rechtzeitige Therapie der akuten Hepatitis C ist von großer Wichtigkeit, weil dadurch ein Übergang in eine chronische Erkrankung verhindert werden kann", so Hofer. An der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Universitätsklinik für Innere Medizin III werden derzeit mehrere hundert Patienten mit chronischer Hepatitis C pro Jahr behandelt.

Hepatitis C ist eine Entzündung der Leber aufgrund einer Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus. Die Übertragung erfolgt hauptsächlich über direkten Kontakt mit kontaminiertem Blut oder Blutprodukten. Risikogruppen sind vor allem Drogenabhängige, die Spritzen mit anderen teilen. Eine Übertragung im Alltag ist praktisch nicht möglich. (APA)