Der Protest der ORF-Journalisten gegen die jüngsten Personalentscheidungen reißt nicht ab. Ab Donnerstag werden unternehmensweit Unterschriften gesammelt. Im dazugehörigen Text wird die Geschäftsführung aufgefordert, "alle Vorhaben, die das Ansehen des ORF als unabhängiges Medienunternehmen beschäfigen, zurückzunehmen". Die Aktion läuft bis 10. Jänner, und dass dies auch die Bewerbungsfrist für den Posten der Büroleitung in der Generaldirektion ist, sei kein Zufall, sagte Redakteursrat Fritz Wendl.

Die Unterschriftenlisten werden "auf breitesten Wunsch sämtlicher ORF-Journalisten" im gesamten Unternehmen aufgelegt, erklärte er. Damit will man unterstreichen, dass die Redaktionen "ausschließlich journalistischer Ethik und dem ORF-Publikum verpflichtet" sei, wie es im Text heißt. Die "in der Verfassung garantierte Unabhänigigkeit" des ORF lasse man sich nicht nehmen - "weder durch parteipolitische Wünsche noch durch die Bereitschaft der Geschäftsführung, diese zu erfüllen". Die Politik werden "Rahmenbedingungen, die die ORF-Unabhängigkeit stärken" gefordert - konkret etwa eine Neugestaltung des ORF-Stiftungsrats und ein "verbessertes Redakteursstatut".

Der Text im Wortlaut

"Für einen unabhängigen ORF!
Wir, die Journalistinnen und Journalisten des ORF, stehen für einen unabhängigen ORF. Wir sind ausschließlich journalistischer Ethik und dem ORF-Publikum verpflichtet und lassen uns die in der Verfassung garantierte Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht nehmen. Weder durch parteipolitische Wünsche noch durch die Bereitschaft der Geschäftsführung diese zu erfüllen. Während Dienstposten in den Redaktionen in längst unerträglichem Ausmaß reduziert werden, gibt es für Stellen, die zur Erfüllung parteipolitischer Wünsche neu geschaffen werden, offenbar Geld. Wir fordern von der Geschäftsführung alle Vorhaben, die das Ansehen des ORF als unabhängiges Medienunternehmen beschädigen, zurückzunehmen. Vom Gesetzgeber fordern wir Rahmenbedingungen, die die ORF-Unabhängigkeit stärken (u.a. völlig neues Aufsichtsgremium, verbessertes Redakteursstatut).
Der ORF gehört den Österreicherinnen und Österreichern - nicht den Parteien."