Im Nordwesten, an der Grenze zu Bayern, zeigt sich das Mühlviertel von seiner idyllischen und lieblichen Seite. Die Erhebungen sind wesentlich niedriger als die Berge des Böhmerwalds im Norden, die freien Flächen überwiegen. Das sind ideale Voraussetzung für den Langlauf, und bei der Planung des Loipennetzes Kollerschlag/Nebelberg hat man dem auch Rechnung getragen und ein System von Langlaufspuren errichtet, das sich nicht nur ideal dem Landschaftscharakter angleicht, sondern auch etliche Variationsmöglichkeiten erschließt.
Mit einer Gesamtlänge von rund 35 Kilometern kann das Gebiet natürlich nicht mit dem ausgedehnten Netz des Böhmerwaldes konkurrieren, doch wirkt sich in der etwas südlicher gelegenen Region der gefürchtete und Nebel bringende Nordwind - der "Böhmische" - nicht so stark aus wie direkt am Gebirgskamm. Trotzdem ermöglicht es auch ein recht anspruchsvolles Tagespensum. Das leicht kupierte Gelände ohne besondere Schwierigkeiten eignet sich vor allem für Gleiter, die nicht nur aufs "Kilometerfressen" aus sind, sondern auch den Blick in die nähere und weitere Umgebung schweifen lassen, um von den vielen freien Abschnitten aus das winterliche Panorama zu genießen.
Da an den vier Schleifen auch etliche gastronomische Stätten liegen, in denen man sich auf die Bedürfnisse der Langläufer eingestellt hat, gibt es keine Probleme hinsichtlich einer Unterbrechung, wenn einem die Puste ausgeht oder einem nach einer Pause zumute ist. Man kann in das Loipennetz an vielen Stellen einsteigen, was die Dosierung des Laufquantums erheblich erleichtert.
Kollerschlag, im Jahre 1220 erstmals als Chalhochslage urkundlich erwähnt, hat eine wechselvolle Geschichte, was durch seine grenznahe Lage nicht weiter verwundert. Schon im frühen Mittelalter führte durch die Siedlung eine Handelsroute von der Donau nach Südböhmen, die als Schöfweg bekannt war und an die noch zahlreiche Namen erinnern. Und man wäre nicht im Mühlviertel, gäbe es nicht auch zahlreiche Geschichten über Schmuggler und Räuber. Nach dem Halunken Druckerfranzl, der 1754 in Passau auf dem Galgen endete, ist sogar eine seltsame Steinfigur benannt.
Die Präparierung der Loipen lässt keinen Wunsch offen, der Loipenplan enthält alle notwendigen Angaben samt einem Höhenprofil, welches allerdings so klein gedruckt ist, dass man fast eine Lupe bräuchte. (Bernd Orfer/DER STANDARD/Printausgabe/31.12.2011)