Wenn am 1. Jänner das von Mariss Jansons dirigierte Neujahrskonzert 2012 live von 70 Fernsehstationen und 300 Radiosendern übertragen wird, steht einmal mehr der Goldene Konzertsaal des Wiener Musikvereins im Zentrum. Musikliebhaber aus aller Welt apostrophieren das imposante, von Theophil Hansen erbaute Gebäude zwischen Ring und Karlskirche als Synonym für klassische Musik. Dies gilt sowohl für das charakteristische Bauwerk mit der einzigartigen Akustik als auch für den 1812 gegründeten Verein per se.

Anlässlich dieses Jubiläums recherchierte die Kulturpublizistin Michaela Schlögl 200 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Selbige schrieb sich "die Emporbringung der Musik in allen ihren Zweigen" auf ihr Banner. Zeitgemäß fand damals der Kodex der "naturrechtlichen Vorstellung von Gerechtigkeit" auch in der kulturellen Institution samt Kodifikation und Administration kreativen Schaffens seinen Niederschlag.

Eloquent porträtiert Schlögl, in klar strukturierten Kapiteln, sowohl die prunkvolle, klassizistische Architektur als auch sämtliche Protagonisten des Hauses: Komponisten, Musiker, Dirigenten, Präsidenten, Ehrenmitglieder, Förderer sowie das p. t. Publikum. Illustriert ist der informative Prachtband mit zahlreichen Faksimiles, Autografen, handschriftlichen Partituren, Programmen, Plakaten, Gemälden, Fotos aus historischen Archiven.

Trotzdem historischen Fakten verpflichtet, entstand mittels der opulent bebilderten Monografie eine affirmative Hommage.

In seinem Vorwort schwärmt Franz-Welser-Möst vom sagenhaften Klangkörper des Goldenen Saales, dem "unbegrenzten Kosmos der Phantasie. Zu diesem Kosmos gehört die Magie, die aus der Geschichte stammt. (...) Es scheint, als hätte der Musikverein in 200 Jahren all das aufgesogen, was die geistigen Errungenschaften unserer Kultur in der klassischen Musik ausdrücken. Dieser Saal in seiner zeitlosen Schönheit, dieses Haus mit seiner Mystik, diese Gesellschaft mit ihrer singulären, nun 200 Jahre währenden Geschichte - sie laden uns ein, das auch weiterhin mit großer Intensität zu tun." Strauß-Schani, schau oba! (Gregor Auenhammer   / DER STANDARD, Printausgabe, 31.12.2011/1.1.2012)