Die "langen" Ferien sind definitiv zu lang. Knapp zehn Wochen Pause - für AHS-Gymnasiasten ohne Nachprüfung - sorgen dafür, dass Lehrer im Herbst wochenlang nur damit beschäftigt sind, ihre Schüler aus dem nachsommerlichen Dämmerschlaf zu reißen. Bis dann auch die Schulorganisation steht, ist der September locker vorbei. Dafür kennt der Schulstress zwischen Oktober und Dezember keine Grenzen - schließlich muss in diese Zeit der Stoff eines halben Schuljahres hineingestopft werden. Im Sommersemester enden die Schularbeiten dann Mitte Mai - somit folgen mehr als vier Monate schularbeitsfreie Zeit. Ab Juni ist die Luft sowieso völlig draußen. Und das soll sinnvoll sein?

Ernsthaft entlastet würden Schüler (und Lehrer) mit einer Arbeitszeitverkürzung unterm Jahr, bei weniger Gesamtferien. Einige Kuriositäten wie Leopoldi könnten dafür geopfert werden, sowie ein Teil der Sommerferien. Das würde auch das Leben berufstätiger Eltern erleichtern, jedoch einen boomenden Wirtschaftszweig treffen: Wer es sich leisten kann, schickt seine Kinder nämlich auf teure Lerncamps, damit sich das kurzfristig angestreberte Wissen in der überlangen Sommerpause nicht wieder in Luft auflöst. Womit sich ungleiche Bildungschancen weiter verschärfen. Sollte aber - was leider absehbar ist - alles beim Alten bleiben, könnte die Schule zumindest für schwache Schüler schon drei Wochen vor Ferienende Förderunterricht anbieten. Doch die Chance auf solche Reformen ist klitzeklein.

Davon kann Ex-AHS-Gewerkschafter Helmut Jantschitsch ein Lied singen. Der Empörungsschrei, der seinem im Standard geäußerten Vorschlag einer Ferienkürzung (bei insgesamt gleich bleibender Arbeitszeit) folgte, fegte ihn aus der Funktion. Wenn das kein warnendes Beispiel für Schulpolitiker ist!(DER STANDARD, Printausgabe, 7./8./9.6.2003)