Im Laufe des Romans tritt der eigentliche Mordfall in den Hintergrund. Die Autorin benützt den Plot vielmehr für eine Abrechnung mit der Schwamm-Drüber-Politik, mit der sich Italien mit Togliattis allgemeiner Amnestie gleich nach dem Krieg von seiner faschistischen Ära verabschiedet hat. Sie schildert, wie den Juden Venedigs ihre Kunstgüter um einen lächerlichem "Kaufpreis" abgenommen wurden, wie viele honorige Zeitgenossen sich daran bereichert haben und bis zum heutigen Tag nichts dabei finden.
Der seltsame Umstand, dass Brunetti in der Wohnung der ärmlich lebenden alten Frau Millionenwerte an Gemälden unklarer Herkunft vorfindet, birgt auch für den Commissario selbst schmerzliche Erinnerungen. Was haben die Venezianer während des Faschismus gemacht? Welche seiner Bekannten stand auf wessen Seite? Brunetti erinnert sich an seinen eigenen Vater, der in den Krieg geschickt wurde und als Fremder wiederkehrte, emotional gestört, unfähig, einen wirklichen Kontakt zu seinen Kindern herzustellen und der nie über seine Erlebnisse gesprochen hat.
Er befragt seinen wohlhabenden und angesehenen Schwiegervater. Der ist ein Mann, der auf der richtigen Seite, im Widerstand kämpfte - und trotzdem nicht stolz darauf sein kann. In einem bitteren Gespräch vertraut er Brunetti an, dass auch die Widerstandskämpfer Greueltaten begangen haben und dass er selbst als halber Teenager daran beteiligt war.