Jena - Nach einer Studie des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie in Jena und dem Hamburger Welt-Wirtschafts-Archiv müssen für die Wiederaufforstungsprojekte in den Tropen strenge Kriterien angelegt werden. Viele Industriestaaten nutzen die Möglichkeit nach dem Kyoto-Protokoll einen Teil ihrer Kohlendioxid-Emissionen durch die Anlage von Aufforstungen in Entwicklungsländern zu mindern. Die wissenschaftliche Arbeit ist nun anlässlich der 18. Konferenz von Mitgliedstaaten der Klimarahmenkonvention der UNO in Bonn vorgestellt worden.

Grundsätzlich unterstützt die Studie die Position der EU zu Aufforstungsprojekten in tropischen Entwicklungsländern, aber die Experten fordern strenge Kriterien, bevor diese Projekte als Klimaschutzmaßnahmen im Rahmen des Kyoto-Protokolls anerkannt werden. Die Wissenschaftler drängen auch auf eine genaue Überwachung der ökologischen und sozialen Integrität derartiger Projekte und zeigen geeignete technische Möglichkeiten auf.

Untersuchungsergebnisse

Im Rahmen des europäischen Forschungsverbunds CarboEurope hat ein interdisziplinäres Forscherteam unter der Leitung von John Grace von der Universität Edinburgh aus 13 Instituten in fünf europäischen Ländern die Vorschläge für diese Verhandlungen daraufhin analysiert, ob sie den Zielen des "Mechanismus für saubere Entwicklung" entsprechen. Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern müssen gleichzeitig aber auch die Erhaltung der Biodiversität und eine nachhaltige Entwicklung unterstützen.

Die Ergebnisse der neuen Studie bestärken die Verhandlungsposition der EU, die die ökologische und soziale Integrität als ein wichtiges Kriterium der Aufforstungsprojekte hervorhebt. Zugelassen werden solche Projekte, die vorab begutachtet wurden. Doch dazu fehlten bisher eindeutige Richtlinien. Die Studie stellt erstmals einen einheitlichen, transparenten Rahmen für die Evaluierung von Projektplänen vor, der auf alle denkbaren Typen von Aufforstungsprojekten anwendbar ist: Kommerzielle Plantagen, Wiederherstellung degradierter Wälder oder Agroforstprojekte.

Bewertungssystem

Die Wissenschaftler schlagen dazu einen Kriterienkatalog mit einem Punktesystem vor. Dieser soll es ermöglichen, Mindestanforderungen für Projekte sicherzustellen und einzelne Projekte unter bestimmten Bedingungen auch auszuschließen. Die Kriterien richten sich nach den rechtlichen Bedingungen des Kyoto-Protokolls, aber auch nach den Auswirkungen auf die Biodiversität und andere Umwelteffekte, nach der Einbindung der lokalen Bevölkerung ins Projekt und dem Nutzen für die lokale nachhaltige Entwicklung.

Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass der rechtliche, organisatorische und ökologische Rahmen eines Aufforstungsprojekts wesentlich über seinen langfristigen Nutzen für Klima, Umwelt und die lokale Bevölkerung entscheidet. Alle Projekte werden zentral von einer Exekutivbehörde zugelassen und registriert. Diese Behörde stellt dann den Projektbetreibern Emissionsminderungs-Zertifikate aus, die dann von Industrieländern gekauft werden können.

Praktische Vorschläge

Die Ausgabe von Emissionsminderungs-Zertifikaten, so die Empfehlung der Forscher, sollte an strenge Mindestanforderungen für die Dokumentation und Überwachung des Projektes gekoppelt werden. Dazu liefern sie praktische Vorschläge für die Umsetzung eines angemessenen Monitoring mit Hilfe von Fernerkundung, Messungen der Kohlenstoffspeicherung und der Emission von Treibhausgasen auf Projektebene sowie Auswirkungen auf Umwelt und Bevölkerung.(pte)