Scheinfirmen
Nach Angaben der "Berliner Zeitung" hatte eines der Waffengeschäfte einen Umfang von fast einer halben Milliarde Mark. Über Scheinfirmen habe Ex-Vizeparteichef Möllemann dafür Provisionen in Höhe von mehreren Millionen Mark kassiert, die zum Teil nicht versteuert worden seien. Bisher war Möllemann nur mit der Lieferung von Fuchs-Spürpanzern an Saudiarabien Anfang der 90er Jahre in Verbindung gebracht worden. Die Einkünfte aus den Rüstungsgeschäften und ihr geschäftlicher Hintergrund seien bereits weitgehend aufgeklärt gewesen, hieß es. Aus diesem Grund habe Möllemann auch zunächst einem Angebot der Staatsanwaltschaft zugestimmt, die Verfahren gegen einen Strafbefehl sowie eine Steuernachzahlung samt Strafzuschlag zu beenden. Sein Einverständnis habe er dann aber vor wenigen Wochen zurückgezogen, als ihm die zu zahlende Gesamtsumme mitgeteilt wurde.
Gleichzeitig wurde laut "Berliner Zeitung" bekannt, dass die Spendenaffäre der FDP in Nordrhein-Westfalen offenbar eine noch größere Dimension als bisher angenommen hat. Der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft lägen Hinweise darauf vor, dass dort bereits seit 1996 mit verschleierten Parteispenden gearbeitet worden sei.
Kubicki erhob im Zusammenhang mit dem erzwungenen FDP-Austritt Möllemanns im März schwere Vorwürfe an die FDP-Spitze. Zwar trage kein FDP-Politiker Schuld an Möllemanns Tod, sagte Kubicki der "Bild am Sonntag": "Aber sicherlich werden einige Herren aus der Führungsspitze meiner Partei es heute bereuen, dass sie nicht nur den Politiker, sondern auch die Persönlichkeit Jürgen Möllemann so massiv in Frage gestellt haben", sagte der langjährige Freund des Verstorbenen. Kubicki betonte, er halte weiterhin einen Unfall als "am wahrscheinlichsten" für den Absturz. "Für einen Selbstmord gibt es keinen nachvollziehbaren Grund." FDP-Chef Guido Westerwelle setzte sich unterdessen dafür ein, für Möllemann einen Staatsakt im Bundestag abzuhalten. Bei allen Differenzen stünden nun die Verdienste des ehemaligen Wirtschafts- und Bildungsministers im Vordergrund, sagte ein Parteisprecher.