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Elfriede Jelinek kritisiert in ihrem Text "Der kleine Niko" die Bestellung Pelinkas zum Büroleiter der ORF-Generaldirektion.

Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

"... jetzt ist sie tot, die Sozialdemokratie", verkündet die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek auf ihrer Website. Ihr Ende trete "nicht einmal mit einem Flüstern auf, sondern breit grinsend", schreibt Jelinek im Text "Der kleine Niko" in Anspielung auf Niko Pelinka, den "Buben, gegen den eine ganze Buberlpartie nicht ankommt."

Jelinek bezeichnet die "Sozialdemokratie als Maßschneiderei für Karrieren" und übt scharfe Kritik an der geplanten Bestellung Pelinkas zum Büroleiter der Generaldirektion im ORF. "Die Unabhängigkeit des staatlichen Rundfunks, von dem aus uns allen alles verkündet wird, was wir Menschen glauben sollen ... gibt in der Abhängigkeit seiner Chefs, seiner Leiter, der Büroleiter seiner Leiter, der Leiter der Büroleiter des Leiters, welche Sprossen sind, Sprößlinge, Parteikinder dieser Sozialdemokratie, welche nicht mehr gewählt wird, sondern selber wählt, sie wählt ihre Leute selber in die Positionen, die sie auch selber geschaffen hat, ...". Dass die Sozialdemokratie tot ist, wisse diese "vielleicht noch nicht, ich glaube, sie weiß es wirklich nicht, wenn ich mir diese Gesichter so anschaue."

Sporadische Statements

Elfriede Jelinek verhängte im Jahr 2000 als Zeichen des Protests gegen die schwarz-blaue Regierungsbildung ein Aufführungsverbot für ihre Stücke in Österreich, 2002 hob sie das Verbot wieder auf. Mit ihren Reden beteiligte sie sich aktiv an den damaligen Donnerstagsdemonstrationen. Sie nimmt nur sporadisch Stellung zu innenpolitischen Themen. Anlässlich der Abschiebung der Komani-Zwillinge kritisierte sie etwa im Oktober 2010 die damalige Innenministerin Maria Fekter und das Fremdenrecht in Österreich. Im Dezember 2009 äußerte sie sich im Text "Im Reich der Vergangenheit" zur Verleihung des Goldenen Ingenieursdiploms an den Holocaus-Leugner Walter Lüftl, die später widerrufen wurde. Am 1. Jänner 2012 veröffentlichte sie ihren Text über den Tod der SPÖ. (burg/derStandard.at, 2. Jänner 2012)