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"Jersey Shore"-Star Snooki Polizzi hat ein ganz besonderes Verhältnis zum Meer.

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Simon Cowell gibt sich Vitamine gern intravenös.

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Rockröhre Suzi Quatro ist fest davon überzeugt, dass sie keine Halsschmerzen mehr bekommt, weil sie sich täglich ein Pülverchen zur Reinigung ihres Dickdarms in den Fruchtsaft mischt.

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London - "Wie kommt das Salz ins Meer?" ist eine alte Frage; eine mit literarischen Würden obendrein. Doch ist Nicole "Snooki" Polizzi keine Brigitte Schwaiger, und ihre Antwort auf die Frage sieht so aus: Das kommt von dem ganzen Walsperma. Und darum will der Star der MTV-Reality Show "Jersey Shore" auch nicht im Meer baden.

Diese Aussage ist das diesmalige Prunkstück einer Sammlung, die alljährlich von der mit Wissenschaftsvermittlung befassten Non-Profit-Organisation "Sense About Science" (SAS) erstellt wird. SAS stellt darin haarsträubenden Äußerungen diverser Prominenter - meistens zu Gesundheitsthemen - Erklärungen von Fachleuten des Gebiets gegenüber. Diese "Celebrities and Science"-Liste erfreut sich seit einigen Jahren wachsender Popularität und kommt damit ihrem eigentlichen Ziel näher: SAS will erklärtermaßen verhindern, dass die hohe öffentliche Aufmerksamkeit, die Prominenten und damit auch ihren Äußerungen zukommt, zur Verbreitung irriger Meinungen führt. Man hofft daher auf eine ähnlich große Aufmerksamkeit bei den Richtigstellungen.

Neben Snooki Polizzi schien 2011 auch der "Fox News"-Moderator Bill O'Reilly ein Problem mit dem Meer zu haben - wunderte er sich doch über das "unerklärliche" Phänomen von Ebbe und Flut. SAS ließ darauf den Astrophysiker Chris Lincott antworten (seine Erklärung drehte sich um das Stichwort "Mond"), während Ozeanograph Simon Boxall Snookis Theorie vom Walsperma zugunsten der Gesteinverwitterung verwarf.

Dauerbrenner Gesundheit

Den Löwenanteil der Liste machen aber nach wie vor gesundheits- und ernährungsbezogene Themen aus: So stellt eine Diätologin die Angewohnheit von Castingshow-Juror Simon Cowell in Frage, sich Vitamine intravenös verabreichen zu lassen; Vitamine erhalte der Körper in völlig ausreichender Menge über eine ausgewogene Ernährung. Eine Gastroenterologin erklärt Rock-Legende Suzi Quatro, dass der Dickdarm (genauer gesagt dessen mittlerer Abschnitt, das Colon) doch nicht der Ausgangspunkt aller Krankheiten sei. Sowie dass ein Pulver zur "Dickdarmreinigung" nicht gegen Halsweh helfen kann ... und genau genommen auch dem Darm nichts nützt.

Und alle Jahre wieder keht das Thema "Detox" - fast schon gebetsmühlenartig lässt SAS Experten zu Wort kommen, die angeblich entgiftende Mode-Diäten für unsinnig erklären. Heuer schwärmte beispielsweise Hollywood-Schauspielerin Gwyneth Paltrow über ihre spezielle Detox-Diät. Christian Jessen, Präsentator von TV-Dokumentationen zum Thema Gesundheit und Doktor der Medizin, hält dem entgegen: Mit Leber und Nieren verfügt der menschliche Körper über das einzige wirklich funktionierende Entgiftungssystem. Am besten viel Wasser trinken, auf ausgewogene Ernährung achten und ausreichend schlafen ... und damit dieses System in Ruhe arbeiten lassen.

Erfolgreiche Aufklärung?

Dass die SAS-Liste mittlerweile von einer skurrilen Randnotiz zu etwas geworden ist, mit dem man sich ernsthaft beschäftigt, zeigt unter anderem der Umstand, dass sie inzwischen auch kritisch hinterfragt wird. In einem sehr lesenswerten Kommentar bekundet die Wissenschaftsjournalistin Alice Bell im "Guardian", dass sie mit der SAS-Liste ein wenig Bauchweh habe: Dabei handle es sich mehr oder weniger um ein gefundenes Fressen für Medien, schnell aufzugreifen und noch dazu zu einer Zeit des Jahres veröffentlicht, in der man ohnehin dankbar für jedes Thema sei. Ob die gewählte Publikation tatsächlich einen nachhaltigen Beitrag zu Aufklärung und Bildung leiste, sei fraglich.

... derweil freut man sich bei SAS immerhin über einen kleinen Erfolg: Eines der meistkritisierten Objekte des Vorjahres, das "Power Balance"-Armband, das mit "holographischer Technologie das körpereigene Energiefeld stimulieren" soll und von Promis wie David Beckham oder Kate Middleton getragen wurde, ist mitterweile aus der Mode gekommen. (red)