Graz - Sogenannte Nanopartikel - also Stoffe mit einer Partikelgröße zwischen einem und hundert Milliardstel Meter - finden bereits Eingang in zahlreichen Materialien des täglichen Lebens. Zu finden sind sie mittlerweile in der Zahnpasta, in Lacken, Haarpflegemitteln oder auch Zuckerglasuren von Mehlspeisen - und in pharmazeutischen Anwendungen, wo sie als Transporter fungieren, die Wirkstoffe punktgenau zu Organen transportieren.

Allfällige Auswirkungen auf den Menschen sind aber noch bei weitem nicht ausreichend erforscht.  Ein aktuelles Projekt von Wissenschaftern am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der Universität Graz geht der Frage nach, wie es um die Nanopartikel-Durchlässigkeit der menschlichen Mundhöhle mit ihrer Schleimhaut steht.

Neben dem allseits versprochenen Nutzen stellt sich zunehmend auch die Frage, wie der menschliche Organismus auf die winzigen Teilchen reagiert, wenn er sie unbeabsichtigt aufnimmt und welche Risiken mit ihrem Einsatz verbundenen sind. Damit beschäftigt sich Eva Roblegg vom Institut für Pharmazeutische Wissenschaften, wo man sich auch mit der toxischen Wirkung von Nanomaterialien auf lebende Organismen auseinandersetzt, berichtete das Forschungsmagazin der Universität Graz.

Vorteile und Gefahren

Um den potenziellen Risiken für die Anwender auf die Spur zu kommen, aber auch um die Entwicklung von Medikamenten weiterzutreiben, die direkt über die Mundschleimhaut in den Blutkreislauf aufgenommen werden können, nimmt Roblegg die Aufnahme von Nanopartikeln über die Mundhöhle ins Visier. "Der Mund ist das erste Barrieresystem bei der Aufnahme von Substanzen. Manchmal könnte es aber auch von Vorteil sein, wenn Arzneistoffe direkt über die Mundschleimhaut in den Organismus eindringen können", sagte die Pharmazeutin. Bisher habe es jedoch keine standardisierten Modelle zur Bewertung der Durchlässigkeit gegeben.

In ihren jüngsten Studien hat Roblegg verschiedene Methoden und Referenzpartikel miteinander kombiniert. Als Medium kam zuerst Backengewebe vom Schwein zum Einsatz, nun verwendet sie auch ein In-Vitro-Modell mit menschlichen Karzinomzellen aus der Wangenschleimhaut. Dabei zeigte sich, dass sie Parameter wie Größe, Oberflächenladung oder Hydrophobie besonders für die Aufnahme von Nanopartikeln von Bedeutung sind, so Roblegg.

Partikel in Größen von 20 Nanometer können demnach bis zum oberen Drittel der Region des Epithels vordringen, positiv geladene 200 Nanometer große Partikel durchquerten die Schleimschicht und drangen in tiefere Regionen des Gewebes ein. Das gesamte Projekt wird voraussichtlich bis Mitte 2013 abgeschlossen sein. (APA, red)