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Spielball der Spekulation? Der Euro ist in den vergangenen zwei Jahren kaum gegen den Dollar gefallen, trotz vieler Wetten.

Foto: AP/Probst

London/Wien - Die Negativschlagzeilen zum Euro haben erneut die Spekulanten angelockt. Hedgefonds und andere Finanzinvestoren haben ihre Wetten gegen die Gemeinschaftswährung auf ein neues Rekordhoch aufgetürmt, zeigen Daten des US-Regulators CFTC. In der vergangenen Woche lag die Zahl der offenen Kontrakte, mit denen Anleger auf fallende Kurse setzen, bei 172.454. Dem standen nur 45.485 Kontrakte von Euro-Optimisten gegenüber.

Doch für einen fallenden Eurokurs sind die Wetten gegen die Währung noch kein Garant. Bereits im Februar 2010 sorgte ein Bericht des Wall Street Journal für Furore, wonach US-Hedgefonds konzertiert gegen den Euro spekulieren würden. Auch die Wetten auf den Futuresmärkten sind damals kräftig angeschwollen. Dabei hat sich der Euro gegen den Dollar seitdem durchaus stabil gehalten. Gegen den Dollar notiert die Gemeinschaftswährung nur fünf Prozent tiefer als im Februar 2010. Die Wetten von vielen Hedgefonds sind nicht aufgegangen. Denn zwischenzeitlich hat der Euro auch stark aufgewertet, gestützt von der Europäischen Zentralbank. Diese hat 2011 zwei Zinserhöhungen vorgenommen (die sie bereits wieder zurückgenommen hat), und den Euroraum mit höheren Zinsen attraktiver gemacht.

Von Bloomberg befragte Devisenexperten gehen davon aus, dass der Euro sich im nächsten halben Jahr auf 1,28 gegen den US-Dollar abschwächen wird. Am Dienstag ist die Gemeinschaftswährung wieder um 0,7 Prozent über die Marke von 1,3 geklettert.

Ein Grund für den stabilen Euro könnte ausgerechnet die Spannung im Finanzsystem sein. Denn Europas Banken werden von der Bankenaufsicht EBA gezwungen, höhere Kapitalanforderungen zu erfüllen. Einige Banken planen die Schrumpfung und den Rückzug aus internationalen Geschäftsfeldern, um die Kapitalquoten zu erfüllen. Wenn diese Banken sich von ausländischen Geschäftsteilen trennen, schaffen sie Nachfrage für Euros.

In der Eurozone bleibt der Finanzstress indes bestimmendes Moment. Die Zinsen für kurz laufende Geldmarktpapiere der Niederlande sind bei einer Auktion auf null Prozent gefallen. Selbst für einjährige Anleihen konnte sich das Land zum Minizins von 0,05 Prozent verschulden. Auch für Belgien sind die Zinsen von Geldmarktpapieren stark gefallen. In Europas Peripherie verharren die Kapitalmarktzinsen hingegen auf hohen Niveaus. (sulu, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 4.1.2012)