Bild nicht mehr verfügbar.

"Die Geschichte und Identität eines Landes finden sich auch in den geschichtsträchtigen Gebäuden", meint der oberösterreichische Landesrat Max Hiegelsberger. Deswegen sollen Menschen Kirchensteuer zahlen, auch wenn sie aus der Kirche ausgetreten sind.

Foto: AP/Strauss

Linz - Wenige Tage vor Bekanntgabe der Kirchenaustrittszahlen von 2011 kommt ein Vorstoß vom oberösterreichischen Bauernbund: "Kirchensteuer-Flüchtlinge", so Landesobmann Max Hiegelsberger am Mittwoch, sollen einen gleichwertigen Kultusbeitrag leisten. Er vermisse in der aktuellen Diskussion um die Gerechtigkeit der Steuerlast eine Gerechtigkeitsdebatte im Zusammenhang mit dem Kirchenbeitrag. Hiegelsberger ist auch Landesrat für Landwirtschaft in Oberösterreich.

Es sei nicht gerecht, dass jene, die aus der Kirche austreten, keinen Beitrag im Kultusbereich leisten müssen, betonte Hiegelsberger. "Die Geschichte und Identität eines Landes finden sich auch in den geschichtsträchtigen Gebäuden. Die Stifte, Klöster und Kirchen sind Wahrzeichen des Landes Oberösterreich." Der Kirchenbeitrag werde auch zum Erhalt dieser Bauten verwendet, erklärte der Landesobmann. "Es kann nicht sein, dass von diesen Wahrzeichen jeder profitiert, aber nicht alle beim Erhalt mitzahlen."

Die Höhe des Kultusbeitrags solle sich am Einkommen orientieren, so Hiegelsberger. Er regt eine steuerliche Absetzbarkeit mit bis zu 400 Euro pro Jahr an.

Spindelegger: "Das ist Vorschlag, den man bewerten muss"

Gegenüber ATV äußerte sich auch ÖVP-Chef Michael Spindelegger zu der Idee: "Das ist ein Vorschlag, den man bewerten muss, ich glaube da kann man nicht ja oder nein sagen, das muss man sich  auch in der Tiefe anschauen. Wir haben eine vielfältige Struktur in Österreich, wo leider immer weniger sich aktiv in einer Kirche enagieren, als Mitglied Beiträge zahlen. Ich würde das jetzt nicht von vornherein mit  ja oder nein beantworten. Lassen wir uns einmal im Detail auf eine Diskussion ein und dann bewerten wir die Sache."  

Diözese Linz sieht Anregung zur Diskussion

Die Diözese Linz versteht den Vorschlag einen Kultusbeitrags als Anregung zu einer Diskussion über die Verantwortung für den Schutz und Erhalt von Kulturgütern. Das erklärte Generalvikar Severin Lederhilger am späten Nachmittag in einer Aussendung. Das Anliegen sei aber grundsätzlich unabhängig vom Kirchenbeitrag zu sehen, da dieser neben dem Erhalt von Kulturbauten wesentlich auch der Ermöglichung vieler weiterer kirchlicher Aufgaben diene.

Man könne die Frage nach der Gerechtigkeit in Bezug auf eine generelle gesellschaftliche Verantwortung stellen, so Lederhilger. "Dabei muss man jedoch die beiden unterschiedlichen Systeme eines privaten Kirchenbeitrags und einer öffentlichen Steuervorschreibung berücksichtigen und darf diese nicht einfach vermischen." Die Frage, wie die Gesellschaft ihrer Aufgabe zur Bewahrung von religiösen und weltlichen Kulturgütern nachkommt, sei eine politische. In dieser Diskussion könne freilich auch thematisiert werden, was Menschen, die nicht der Kirche angehören, im Bereich der Förderung identitätsstiftender Kulturleistungen beitragen können.(APA)