Montenegro wird von wenig wohlmeinenden Beobachtern immer wieder als Familienbetrieb seines langjährigen starken Mannes Milo Djukanovic dargestellt. Nun gibt es weitere Hinweise in diese Richtung. Beim Verkauf des staatlichen Telekom-Unternehmens sollen nämlich Schmiergelder in Höhe von 7,35 Millionen Euro an montenegrinische Spitzenfunktionäre geflossen sein, berichtete die Tageszeitung "Vijesti" (Mittwochsausgabe) unter Berufung auf Erkenntnisse der US-Finanzbehörden. Auch die Schwester von Ex-Premier Djukanovic, Ana Kolarevic, soll von der Magyar Telekom bestochen worden sein.

Bestechungsvorwürfe

Die ungarische Tochter der Deutschen Telekom kaufte im Jahr 2005 das montenegrinische Unternehmen. Kolarevic wies die Bestechungsvorwürfe gegenüber der Zeitung zurück. Sie habe mit dem Telekom-Verkauf nichts zu tun gehabt, präzisierte die Anwältin unter Hinweis darauf, dass in den im Internet zugänglichen Unterlagen der US-Finanzbehörden ihr Name an keiner Stelle vorkomme. Die Familie Djukanovic und ihre Geschäftserfolge sind seit Jahren ein beliebtes Thema bei regierungskritischen montenegrinischen Medien. Djukanovic ist im Dezember 2010 als Regierungschef zurückgetreten, aber weiterhin Chef der regierenden Demokratischen Partei der Sozialisten (DPS).

Die Deutsche Telekom und ihre ungarische Tochter Magyar hatten Ende des Vorjahres mit der Zahlung von mehr als 95 Millionen Dollar (73,0 Mio. Euro) in den USA einen Schlussstrich unter eine Schmiergeld-Affäre auf dem Balkan gezogen. Die Unternehmen schlossen mit der US-Börsenaufsicht SEC und dem amerikanischen Justizministerium einen Vergleich zum Abschluss der dortigen Ermittlungen. Dadurch wurden die Ermittlungen gegen die Deutsche Telekom ohne strafrechtliche Anklage beendet. Die US-Ermittler hatten Magyar Telekom vorgeworfen, sich 2005 und 2006 durch Schmiergeldzahlungen in Millionenhöhe in Montenegro und Mazedonien Vorteile verschafft zu haben. (APA)