Pristina/Belgrad/Mitrovica - Im mehrheitlich von Serben bewohnten Nordkosovo wird Mitte Februar eine Volksabstimmung über die "albanischen Institutionen" in diesem Landesteil stattfinden. Mit der Gemeinde Leposavic schloss sich nun auch die vierte serbische Kommune in der Region dieser Initiative an. Das Referendum soll am 15. Februar stattfinden. In den drei anderen Gemeinden - Nord-Mitrovica, Zubin Potok und Zvecan - soll am 14. und 15. Februar abgestimmt werden.
Die Gemeinderatssitzung in Leposavic wurde von den Mandataren der in Belgrad regierenden Demokratischen Partei (DS) boykottiert. Die restlichen 16 Gemeinderäte stimmten einhellig für das Referendum. Bürgermeister Branko Ninic hatte sich im Vorfeld gegen die Volksabstimmung ausgesprochen.
Die serbischen Behörden hatten den Vorstoß in den vergangenen Wochen heftig kritisiert. Das Referendum mache die Lage nur noch schwieriger, warnte der Chef des serbischen Kosovo-Verhandlerteams Borislav Stefanovic. In den vier nordkosovarischen Gemeinden ist die oppositionelle nationalkonservative Demokratische Partei Serbiens (DSS) des einstigen Premiers Vojislav Kostunica tonangebend. Sie sieht sich als Hüterin des serbischen Kosovo und lehnt eine weitere EU-Annäherung ab.
Wohl nicht zufällig soll die Volksabstimmung daher vor dem nächsten EU-Gipfel stattfinden, der erneut der Status eines EU-Beitrittskandidaten für Serbien erwägen wird. Die Zuspitzung der Lage im Nordkosovo im vergangenen Sommer hatte maßgeblich dazu beigetragen, dass Serbien entgegen den ursprünglichen Erwartungen beim EU-Gipfel im Dezember leer ausging.
Seit Monaten blockieren einheimische Serben lokale Verkehrswege im Nordkosovo, um gegen die Anwesenheit kosovarischer Zöllner an den Grenzen zu Serbien zu protestieren. Sie erkennen die vor knapp vier Jahren verkündete Unabhängigkeit des Kosovo von Serbien nicht an. Bei den Protesten kam es wiederholt zu Krawallen, in denen mehrere KFOR-Soldaten verletzt wurden. (APA)