London - Der Mord an dem dunkelhäutigen Schüler Stephen Lawrence schockte Großbritannien - 18 Jahre später wurden nun die beiden Täter wegen rassistischer Motive verurteilt. Die mittlerweile 36 und 35 Jahre alten Männer müssen für mindestens 14 beziehungsweise 15 Jahre ins Gefängnis, entschied ein Gericht in London am Mittwoch.

Der Fall hatte für großes Aufsehen gesorgt und eine neue Diskussion um Rassismus ausgelöst. Im Laufe der Jahre hatte es zahlreiche Verfahrenspannen gegeben, Rassismus in den Reihen der Polizei war aufgedeckt worden. Die Täter hatten bis zuletzt alles geleugnet. Die Familie des Opfers kämpfte jahrelang für Gerechtigkeit.

Lawrence hatte mit einem Freund an einer Londoner Bushaltestelle gewartet, als eine Bande Jugendlicher ihn plötzlich mit einem Messer angriff. Die Täter seien ohne Provokation auf ihn zugestürmt und hätten zugestochen. Der Schüler verblutete. Der Verdacht war schon wenige Tage später auf fünf Jugendliche gefallen, darunter die zwei nun Verurteilten. Ein erstes Verfahren aber war wegen mangelnder Beweise abgebrochen worden.

Ausschließlich rassistische Motive

Die Täter hätten den jungen Mann ausschließlich aus rassistischen Motiven angegriffen, hieß es in der Urteilsbegründung. Weil sie zum Zeitpunkt der Tat noch minderjährig waren, wurden sie nach Jugendstrafrecht verurteilt. "Das ist der Anfang eines neuen Lebens für uns", sagte die Mutter des Opfers.

Eine unabhängige Untersuchung kam später zu dem Ergebnis, dass es bei den Ermittlungen Fehler gegeben hatte und die Londoner Polizei selber von Rassismus in den eigenen Reihen betroffen war. Das britische Parlament nahm Gesetzesänderungen vor, um mehr Gleichberechtigung und Gerechtigkeit innerhalb öffentlicher Institutionen zu erreichen. Zudem wurde ein Gesetz abgeschafft, das verhindert hatte, dass einmal freigesprochene Verdächtige nochmals vor Gericht kommen können.

Bei den wieder aufgenommenen Ermittlungen fanden sich Dank neuer, 1993 noch nicht entwickelter Techniken Beweise für die Tat. Dazu gehörten DNA-Spuren von Lawrence auf Kleidungsstücken der Täter.

Ob auch die weiteren drei Tatverdächtigen von damals mit einem neuen Prozess rechnen müssen, ist unklar. Derzeit gebe es keine Ermittlungen, sagte Cressida Dick von der Londoner Polizei dem Sender BBC. "Wir stellen aber fest, dass wir glauben, dass fünf Personen an dem Mord beteiligt waren. Wir haben nicht alle davon zur Verantwortung gezogen." Sollte es neue Beweise oder Informationen geben, werde man darauf reagieren. (APA)