Wien - Die Republik Österreich hat sich am Dienstag ohne größere Probleme auf dem Kapitalmarkt 1,2 Mrd. Euro besorgt. Sowohl die Aufstockung einer zehnjährigen als auch einer vierjährigen Anleihe waren um das Doppelte überzeichnet. Etwas geschadet hat allerdings die in den letzten Tagen aufgeflammte Diskussion um eine mögliche Pleite von Ungarn. Der Zinsabstand im zehnjährigen Laufzeitenbereich zur deutschen Benchmark hat sich gegenüber Jahresultimo von 110 auf 140 Basispunkte ausgeweitet.

Die von den Banken akzeptierte durchschnittliche Rendite im zehnjährigen Bereich von 3,322 Prozent hat in etwa der aktuellen Sekundärmarktrendite entsprochen. Zum Vergleich. Die Sekundärmarktrendite für zehnjährige Bundesanleihen hat sich heute im Tagesverlauf von etwa 3,29 auf 3,20 Prozent verbessert. Ende 2011 lag sie noch bei 2,90 Prozent.

Ungarndiskussion schadet

Die Diskussion über eine mögliche Pleite von Ungarn habe auch Österreich geschadet, sagte die Chefin der Bundesfinanzierungsagentur (ÖBFA), Martha Oberndorfer. So habe der Spread im zehnjährigen Bereich zur deutschen Benchmark-Anleihe zum Zeitpunkt der Auktion 140 Basispunkte betragen. Per Jahresultimo 2011 habe er 110 Basispunkte betragen, nachdem er im Jahresverlauf zwischen 40 und 180 Basispunkten geschwankt sei. Es sei aber schwer, den Ungarn-Anteil zu beziffern. Die heutige Ankündigung von Fitch, das Triple-A-Rating von Österreich sei nicht gefährdet, "überrascht mich nicht", so Oberndorfer.

Auffallend sei diesmal gewesen, dass wieder mehr inländische Banken zugegriffen hätten - besonders bei der vierjährigen Emission, wo ein Viertel des Volumens auf österreichische Banken entfallen sei. Bei der längeren Emission seien es 18 Prozent gewesen. Ansonsten sei die Auktion "business as usual" gewesen. Wie fast immer seien die Emissionen um das Doppelte überzeichnet gewesen.

Negative Zinsen

Nicht nur Deutschland, sondern auch Österreich habe am Geldmarkt - also bei kurzlaufenden Emissionen von bis zu einem Jahr - negative Zinsen, so Oberndorfer. Im Drei-Monatsbereich lägen sie derzeit mit drei Basispunkten im negativen Terain, im Sechs-Monatsbereich derzeit bei Null. Neben Deutschland und Österreich würden auch Dänemark und die Niederlande negative Geldmarktzinsen aufweisen.

Die bei der heutigen Auktion erzielte Durchschnittsrendite von 3,322 Prozent entspreche ungefähr der immer sehr stark schwankenden Sekundärmarktrendite, meinte Oberndorfer. Dadurch, dass jedes Monat und über alle Laufzeiten Emissionen durchgeführt werden, könne man allgemein einen guten Durchschnittswert erzielen. "Wir nutzen die ganze Kurve und alle Instrumente", so Oberndorfer. Die Sekundärmarktrendite für zehnjährige Bundesanleihen hat sich heute Vormittag von etwa 3,29 auf 3,20 Prozent verbessert. Ende 2011 lag sie noch bei 2,90 Prozent.

Die Diskussion um Ungarn habe sicher eine Rolle für die erhöhte Volatilität gespielt, habe aber auch die Nachfrage positiv beeinflusst, meinte Oberndorfer. Investoren hätten den zuletzt erhöhten Spread zu Deutschland auch als interessante Chance gesehen.

Vom am Markt begebenen Volumen von jeweils 600 Mio. Euro bekamen inländische Banken im zehnjährigen Bereich 17,5 Prozent bzw. 105 Mio. Euro zugeteilt, auf ausländische Institute entfielen 82,5 Prozent bzw. 495 Mio. Euro. Bei der kürzeren Laufzeit betrug der Inlandsanteil 24,8 Prozent bzw. 148,6 Mio. Euro.

Der Bund plant für heuer die Aufnahme von 27 bis 30 Mrd. Euro, wovon 20 bis 24 Mrd. Euro auf neue Bundesanleihen entfallen sollen.

Deutscher Staat verdient Geld

Am Montag gab es indes ein Novum in der deutschen Geschichte: Der Staat verdiente mit Schulden erstmals Geld. Anders als üblich musste Deutschland Investoren bei der Versteigerung von Anleihen nicht mit Zinsen locken, sondern erhält selbst eine Prämie. Beim Verkauf von Geldmarktpapieren mit einer Laufzeit von sechs Monaten nahm der Bund 3,9 Milliarden Euro ein. Der durchschnittliche Zins lag bei minus 0,0122 Prozent, teilte die mit dem Schuldenmanagement betraute Finanzagentur mit.

"Das hat es bislang noch nie gegeben", sagte ein Sprecher zu Reuters. "Die Anleger bezahlen eine gewisse Prämie dafür, dass sie dem deutschen Staat Geld leihen." Im Dezember gab es noch einen Minizins von plus 0,001 Prozent. (APA/red, derStandard.at, 10.1.2011)