Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/EPA/Cereijido

Seine Stimme, hat das Musikmagazin Rolling Stone einmal geschrieben, sei so außergewöhnlich, dass sich die ganze Geschichte Afrikas darin widerspiegle. Nun will der wahrscheinlich berühmteste Sänger des Kontinents selbst in die Geschichte eingreifen: Youssou N'Dour steigt in den Präsidentschaftswahlkampf seines Heimatlandes Senegal ein. "Ich bin Kandidat" , gab der 52-Jährige in dieser Woche in seinem eigenen TV-Sender bekannt.

Mit dieser Ankündigung hat sich der Musiker über Nacht an die Spitze der Herausforderer von Amtsinhaber Abdoulaye Wade katapultiert. Dessen Pläne, bei den Wahlen im Februar für eine dritte Amtszeit zu kandidieren, hatten 2011 zehntausende Menschen zu Protesten auf die Straße gebracht. Die Opposition wirft Wade vor, gegen die Verfassung zu verstoßen. N'Dour nannte seine Kandidatur wohl auch deshalb eine "patriotische Pflicht" . Zahlreiche Menschen hätten ihn um eine Präsidentschaftsbewerbung gebeten.

Vor allem für die jungen Senegalesen könnte der Star aus Dakar eine attraktive Wahl sein, glauben Beobachter. Er verkörpert so etwas wie das afrikanische Pendant zum Amerikanischen Traum - einer aus Médina, einem der ärmsten Teile der Hauptstadt, der es bis ganz nach oben geschafft hat. Widerstände erlebte er dabei auch im engsten Umfeld: Sein Vater, ein Mechaniker, war gegen die Musikkarriere. Das Interesse stammt von der Mutter. Sie kommt aus einer Familie traditioneller Erzähler, den Griots, die singend Geschichten und altes Wissen weitergeben.

Der im Westen erfolgreichste Song von Youssou N'Dour war 7 Seconds mit der Schwedin Neneh Cherry, der es 1994 auch in den österreichischen Charts bis auf Platz drei schaffte. Im Verlauf seiner Karriere, die mit der "Star Band" in Dakar in den 1970ern begann, hat er mehr als 20 Alben veröffentlicht, in denen er die traditionelle Musik seiner Heimat mit Jazz, Salsa und Hip-Hop verbindet. Für Égypte erhielt er 2005 einen Grammy.

Mit Futurs Media besitzt N'Dour einen TV- und Radiosender sowie die auflagenstarke Tageszeitung L'Observateur. Seit langem engagiert er sich politisch und sozial. Ein offizielles Amt lehnte er dagegen stets ab. Das sei mit der Musik nicht vereinbar. "Wenn man eine politische Rolle spielt, muss man aufhören, Künstler zu sein." Da ist er konsequent geblieben: Bereits im November hat er wissen lassen, er setze die Musikkarriere aus, um sich der Politik zu widmen. (Julia Raabe /DER STANDARD, Printausgabe, 5.1.2012)