Pelinka über Pelinka-Bestellung: "Die nächste Unterrichtseinheit steht bereits bevor: 'Wie wird ein - scheinbar - Begünstigter zum eigentlichen Opfer?'".

Foto: derStandard.at

"Demokratiepolitisch bedenktlich": Fritz Hausjell kritisiert in seinen Gastkommentaren in "News" und in der "Wiener Zeitung" vor allem die Medienberichterstattung und Kritik an der Person Niko Pelinka.

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Dass Papa Peter Pelinka sich schwer tut, über seinen Sohn Niko zu schreiben, ist wohl nachvollziehbar. Peter Pelinka wehrt sich aber gegen "Sippenhaftung": Dass die Berichterstattung des Wochenmagazins "News" über die Causa "Niko Pelinka im ORF" durch die familiäre Nähe zwischen dem Chefredakteur (Vater) und dem "Stein des Anstoßes" (Sohn) beeinflusst sein könnte, wies Pelinka senior von sich. Die Redaktion sei "völlig frei" und könne objektiv berichten. Es gäbe "weder Druck noch Befürchtungen" unter den "News"-Redakteuren. Auch er selbst "kann und muss" das trennen. In der aktuellen Ausgabe berichtet "News" in einem Informationsartikel unter der Rubrik "Aktuell" in knappen zwei Absätzen über die Causa.

Peter Pelinka selbst outet sich im Editorial des aktuellen Hefts als Vater des Betroffenen und erwähnt, dass sein "in die Causa höchst involvierter Sohn" seit acht Jahren "völlig eigenständig lebt, denkt und handelt". Die Sorge der ORF-Mitarbeiter kann Pelinka senior verstehen und bezeichnet sie im Editorial als "berechtigt". Dass es zu politischen oder redaktionellen Einflussnahmen in den ORF kommen könnte, müsse verhindert werden, findet auch der "News"-Chefredakteur. "News" will das Thema im nächsten Heft mit einem von ORF-Protagonisten geführten Streitgespräch weiterziehen.

Zwei Kommentare beschäftigen sich im aktuellen "News" mit der Causa Pelinka/ORF. Der Gastkommentar von Medienwissenschafter Fritz Hausjell mit dem Titel "Der ORF und seine Feindbildner" behandelt vor allem die Medienberichterstattung zur Causa Pelinka, auch die "Wiener Zeitung" veröffentlichte einen ähnlich lautenden Hausjell-Kommentar, der Titel dort: "Maßlos und gefährlich".

"Reduziert auf eine Person und eine Partei"

"Der ORF ist heute freier denn je. Das klingt angesichts der neuen Debatte um Personalbestellungen im ORF für viele widersinnig. Zweifellos ist die aktuelle Aufregung für den ORF imageschädigend. Aber wir laufen Gefahr, Image und Zustand gleichzusetzen", schreibt Hausjell in "News".

Und weiter: "Solange viele ORF-Journalisten gegen Personalbestellungen protestieren, mache ich mir um den ORF keine Sorgen. Große Teile des Journalismus außerhalb des ORF geben indes Anlass zu Nachdenklichkeit. Da wird zum einen die Kritik fast durchgehend reduziert auf eine Person und eine Partei." Als Beispiele führt Hausjell Jeannée ("Journalistische Nullen wie das Pelinka-Burli"), Fleischhacker ("Gelackter Parteikindersoldat") oder auch Rauscher ("Pelinka, der rein optisch als Wiedergänger eines spanischen Habsburgers daherkommt") an und kritisiert auch Inhalte von Online-Foren.

Walter Pohl nimmt sich in "Pohl-Position" ein paar Seiten später dem Text von Elfriede Jelinek an und meint dazu: "Man muss Niko Pelinka wahrlich gar nicht mögen, um eine solche Wortwahl widerlich und degoutant zu finden."

"Atemberaubend dilettantisch"

In der "Zeit" kommentiert Onkel Anton Pelinka die Bestellung seines Neffen. Im Text mit dem Titel "Falsche Häme" kritisiert er vor allem die formale Vorgangsweise: "Kritisiert werden muss, dass sich der ORF bei der Bestellung des Büroleiters des Generaldirektors von einer atemberaubend dilettantischen Seite gezeigt hat. Den Namen des Büroleiters, nämlich Nikolaus Pelinka (er ist bekanntlich mein Neffe), öffentlich zu nennen, bevor noch die Ausschreibung, wie gesetzlich vorgeschrieben, veröffentlicht worden war, wirft die Frage auf, ob die ORF-Spitze von Arroganz verblendet oder ganz einfach nur dumm ist." Der ganze Vorgang erinnere an eine "Unterrichtseinheit in "politischem Management zum Thema 'Wie mache ich etwas falsch?'", schreibt Pelinka, "und die nächste Unterrichtseinheit steht bereits bevor: "Wie wird ein - scheinbar - Begünstigter zum eigentlichen Opfer?".

"Allgemein akzeptierte Balance politischer Verflechtungen"

Pelinka geht auch auf den ORF und politische Verbandelungen ein: "Das Vorgehen des Generaldirektors bei der Wahl seines Büroleiters unterstreicht, dass er das System des ORF, die allgemein akzeptierte Balance politischer Verflechtungen, aufrechtzuerhalten gedenkt", so Pelinka, darüber könne in jedem, wie auch in diesem Einzelfall diskutiert werden. "Aber diese Verflechtungen gibt es, solange die entscheidenden Weichenstellungen von einem Stitungsrat vorgenommen werden, der als fraktionell gegliedertes Quasi-Parlament konstruiert ist. Daran hat sich seit 2006, als eine Regenbogenkoalition den gegenwärtigen Generaldirektor auf ihr Schild hob, nichts geändert." Pelinka erinnert an ehemalige ORF-Manager: "Was ist denn neu daran, dass Personen mit eindeutiger parteipolitischer Bindung in die Führungsetage des ORF gehievt werden? Sind die Namen Kurt Bergmann, Heinrich Keller,  Andreas Rudas oder Pius Strobl schon vergessen?" 

Auch international ist die Bestellung von Niko Pelinka als Wrabetz' Büroleiter Thema, die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" schrieb zum Beispiel: "Nach dem Wahltag ist Zahltag. Im vergangenen August ist der Generaldirektor des österreichischen ORF, Alexander Wrabetz, mit großer Mehrheit wiedergewählt worden. Vor allem die Stimmen aus dem Lager der SPÖ verhalfen ihm zum Sieg. Zu Weihnachten hat Wrabetz sich nun bedankt - indem er Nikolaus Pelinka, einen jungen SPÖ-Aufsteiger und Intimus des Bundeskanzlers Werner Faymann, zu seinem Büroleiter berief. ...". Mehr internationale Pressestimmen finden Sie hier. (ae/APA)