Wien - Die Privatkonkurse in Österreich seien im Vorjahr um 4 Prozent auf 9.600 Fälle gestiegen, teilte die Dachorganisation der Schuldenberatungen, ASB Schuldnerberatungen GmbH, am Donnerstag mit. Die Schuldnerberater fordern erneut eine Reform des Privatkonkurses, um den Schuldnern "die Chance auf einen Neustart zu geben", so ASB-Geschäftsführer Hans W. Grohs. Es sollte zu einer rascheren Entschuldung im Rahmen des Privatkonkurses kommen, Österreich dürfe nicht "das europäische Schlusslicht" bleiben. An der Reform werde schon zwei Jahre gearbeitet, kritisiert die Dachorganisation.

Außerdem fordern die Schuldnerberater aufgrund der hohen Nachfrage nach Beratung auch eine Beteiligung der Gläubiger. "Würden nur 10 Prozent der von Schuldenberatungen erwirkten Rückführungen - überwiegend an Banken - dem Beratungsbereich zukommen, würde die öffentliche Hand deutlich entlastet werden", so Grohs weiter. 2011 wurden über 50.000 Personen von den staatlich anerkannten Schuldenberatungen unterstützt. Hauptgründe für die Überschuldung seien nach wie vor Arbeitslosigkeit bzw. Einkommensverschlechterung, gefolgt vom sorglosen Umgang mit Geld und gescheiterter Selbstständigkeit.

Heuer werde der 100.000ste Privatkonkursantrag seit der Einführung des Privatkonkurses 1995 eingebracht, kündigte der Dachverband an. Rund 70.000 Fälle davon seien von den Schuldenberatungen begleitet. Im vergangene Jahrzehnt hätten sich die Privatkonkurse in Österreich verdreifacht. (APA)