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US-Missionschef Joseph Mussomeli: von Staatspräsident Türk gerügt.

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Ljubljana - Der US-Botschafter in Slowenien, Joseph Mussomeli, hat mit seinem Verhalten während der laufenden Gespräche für eine Regierungskoalition heftige Reaktionen ausgelöst, von Staatspräsident Danilo Türk abwärts. Mussomelis Aktivitäten seien "unangemessen" , und er gehe davon aus, dass das Außenministerium entsprechend reagieren werde, sagte Türk am Donnerstag in Ljubljana (Laibach). Mussomeli hatte sich mit allen Parteichefs getroffen, seine Vermittlerdienste angeboten und öffentlich eine Präferenz für eine lagerübergreifende Koalition geäußert.

Türk wies Mussomelis "ungebetene Ratschläge" zurück: "In Slowenien liegt die Macht beim Volk. Regierungen werden nicht von ausländischen Botschaftern oder irgendwelchen ausländischen Repräsentanten gebildet, sondern von uns, den Menschen in der Republik Slowenien" , betonte der Präsident.

Türk äußerte sich, nachdem er den linksgerichteten Sieger der Parlamentswahl vom 4. Dezember, den populären Laibacher Bürgermeister Zoran Janković, mit der Regierungsbildung beauftragt hatte. Dieser hatte die favorisierte konservative Demokratische Partei (SDS) von Ex-Premier Janez Janša überraschend besiegt. Falls Janković auf der Suche nach einer Parlamentsmehrheit scheitert, könnte aber doch noch Janša zum Zug kommen. Als Königsmacher gilt die liberale Bürgerliste (DLV) von Gregor Virant mit ihren acht (von insgesamt 90) Parlamentssitzen. Virant will sowohl mit Janković als auch mit Janša verhandeln.

Beobachter sehen in den ungewöhnlichen Aktivitäten Mussomelis eine Intervention zugunsten Janšas. Der Expremier ist, unter anderem über den langjährigen Ex-Außenminister Dimitrij Rupel, gut in Washington vernetzt. Es gilt als offenes Geheimnis, dass die USA den Transatlantiker Janša dem außenpolitisch unerfahrenen Laibacher Bürgermeister Janković vorziehen würden.

Mussomelis Aktivitäten wurden in der slowenischen Öffentlichkeit mehrheitlich verurteilt. Ex-Außenminister Ivo Vajgl sprach von "Bevormundung" . Vajgls Vorgänger Boris Frlec äußerte sich noch drastischer: "Offenbar meint er, dass wir eine Bananenrepublik sind." Mussomeli zeigte sich überrascht über die Reaktionen und erklärte, er sei falsch verstanden worden: "Wenn ich mich wirklich so in die inneren Angelegenheiten eingemischt hätte, könnte man mich zurecht abberufen." (APA, red/DER STANDARD, Printausgabe, 7.1.2012)