Es sind zwei Signale, die Barack Obama und seine Generäle mit der neuen Militärstrategie aussenden wollen. Erstens: Lang andauernde Kriege wie im Irak und in Afghanistan wollen die USA so bald nicht wieder führen. Zweitens: Europa muss seine kollektive Verteidigung künftig mehr oder weniger in eigener Regie organisieren, denn die USA richten den Fokus auf Asien, auf China vor allem.

Überraschend kommt das alles nicht, vielmehr bringen die Planer des Pentagons nur zu Papier, was seit Obamas Amtsantritt das Denken im Weißen Haus bestimmt. Das nahöstliche Abenteuer lenkte nur ab vom asiatisch-pazifischen Raum, wo die Weichen für die Zukunft gestellt werden und wo Amerika seine wahren Interessen ortet. Zudem vergrößerte der teure Irak-Feldzug die Löcher, die ohnehin schon in Uncle Sams Staatssäckel klafften.

Der Spardruck diktiert nun eine Wende. Schlanker und flexibler sollen die Streitkräfte werden. Die Bodentruppen sollen an Bedeutung verlieren, während Luft- und Seestreitkräfte aufgewertet werden. Doch die USA geben noch immer so viel Geld fürs Militär aus wie die nachfolgenden zehn Nationen zusammen. Das Sparen ist also ein relativer Begriff. Und, um es mit dem britischen Altpremier Harold Macmillan zu sagen: Am Ende sind es die "Ereignisse", oft unvorhergesehene Ereignisse, die außenpolitisches Handeln bestimmen. Da kann eine sauber niedergeschriebene Militärstrategie schnell zur Makulatur werden. (DER STANDARD, Printausgabe, 7.1.2012)