Die vermeintlichen Kunstwerke ändern sich, das Prozedere ist aber ähnlich: Die vom Kunsthandel oder von Auktionshäusern von hauseigenen oder hinzugezogenen Experten als ge- oder verfälscht entlarvten Objekte verschwinden nur kurz aus der Öffentlichkeit. So die meist selbst geleimten Eigentümer solcher Kuckuckskinder keinen Gewährleistungs- oder Schadenersatzanspruch gegenüber dem ehemaligen Verkäufer geltend machen können, bleiben sie auf dem Ärgernis sitzen. Vielleicht mitsamt einem neuen Accessoire, einem Schriftstück, in dem der Kunstgegenstand Schwarz auf Weiß als Falsifikat deklariert wird, wie es beispielsweise laut Teilhaber Ernst Ploil "im Kinsky" handhabt.

Ab und an gehen solche Werke dennoch auf Wanderschaft und werden an neue Ahnungslose weitergereicht bzw. verkauft. Darf man das? Nein, lautet die klare Antwort. Sowohl straf- als auch zivilrechtlich fällt das in die Kategorie Betrug, einerlei ob Privatperson oder befugter Gewerbsmann. Allein, es passiert trotzdem. Auch, weil diese Information zumeist nicht mit Kollegen geteilt wird. Eine Schwachstelle des Systems Kunstmarkt, die in der Vergangenheit öfter genutzt wurde, als dem Gros der seriösen Vertreter lieb sein kann.

2006 initiierte Markus Eisenbeis, Van-Ham-Geschäftsführer und Vizepräsident des Bundesverbandes deutscher Kunstversteigerer (BDK), eine Abhilfe in Form der "Datenbank kritischer Werke". Dort werden in Zusammenarbeit mit Autoren von Werkverzeichnissen, Künstlernachlässen und Archiven Fälschungen erfasst. Zuletzt etwa jene 53, die im Zuge des Beltracchi-Skandals in Deutschland öffentlich wurden, etwas mehr als 3000 sind es insgesamt. Der Haken: Einsehbar ist diese Datenbank nur für Mitglieder, d. h. für deutsche Auktionshäuser oder solche, die von diesem Service profitieren wollen. "im Kinsky" ist dabei, das Dorotheum (noch) nicht.

Auf internationaler Ebene bietet das "Art Loss Register" ebenfalls seit 2006 einen vergleichbaren, allerdings um Meldungen von Versicherungen und Behörden ergänzten Service. Der Vorteil: Selbst bei einer simplen Vermissten- bzw. Diebstahlsabfrage scheint dieser Eintrag auf. Im Jänner 2011 hatte man 1.200 solcher "Patienten" gelistet, aktuell liegt dieser Wert bei rund 1.700, die damit aus dem Verkehr gezogen und unverkäuflich sind. (kron/ DER STANDARD, Printausgabe, 7./8.1.2012)