Lissabon - Ein führendes Mitglied der spanisch-baskischen Separatistenorganisation ETA ist in Portugal zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Das Urteil gegen Andoni Zengotitabengoa wurde am Freitag unter strengen Sicherheitsvorkehrungen von einem Richterkollegium am Gericht der Stadt Caldas da Rainha etwa 100 Kilometer nördlich von Lissabon gesprochen. Zum Zeitpunkt seiner Festnahme in Portugal im März 2010 stand der Baske mit ganz oben auf der Liste der meistgesuchten Verbrecher der spanischen Guardia Civil.

Der 32-jährige Angeklagte, dessen Bruder Luis Maria ebenfalls 2010 in Belgien gefasst worden war, wurde wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, illegalen Waffenbesitzes, Autodiebstahls, Urkundenfälschung, Nötigung und Widerstandes gegen die Staatsgewalt schuldig gesprochen. Der vorsitzende Richter Paulo Coelho bezeichnete den Besitz von 1.500 Kilogramm Sprengstoff, die in einem Haus in Obidos nahe Caldas da Rainha versteckt waren, als "besonders schwerwiegend". "Eine Explosion hätte da katastrophale Folgen haben können", sagte er.

Zengotitabengoa war im März 2010 im Flughafen der portugiesischen Hauptstadt Lissabon gefasst worden, als er mit einem gefälschten mexikanischen Pass eine Maschine nach Venezuela besteigen wollte. Er war zuvor wochenlang auf der Flucht gewesen, nachdem die Behörden im Februar das ETA-Versteck in Obidos ausgehoben hatten. Der Baske sitzt seit seiner Festnahme in einem Lissabonner Gefängnis hinter Gittern.

Rund drei Dutzend Verwandte und Freunde, die am Freitag vor dem Gerichtsgebäude in Caldas de Rainha eine Kundgebung zur Unterstützung des Basken abhielten, wollen jetzt wegen der "sehr schlechten Haftbedingungen" bei den Behörden in Portugal protestieren.

Die ETA wurde 1959 als Widerstandsbewegung gegen die Franco-Diktatur im Baskenland gegründet und bekämpfte den spanischen Staat auch nach der Rückkehr zur Demokratie im Jahr 1975 weiter. Am 20. Oktober 2011 verkündete die Organisation die "definitive Beendigung" ihres bewaffneten Kampfes. (APA)