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Quelle: APA

Kano/Maiduguri - Bei Angriffen von Kämpfern der radikalislamischen Sekte Boko Haram auf Christen und Sicherheitskräfte sind im muslimisch dominierten Norden Nigerias erneut zahlreiche Menschen getötet worden. Kathpress sprach von mindestens 13 Toten. Mit den jüngsten Anschlägen sei die Zahl der Opfer in nur drei Tagen auf über 40 gestiegen.

Die jüngsten Anschläge in der Nacht auf Samstag richteten sich nach offiziellen Angaben gegen Sicherheitskräfte in der Stadt Potiskum sowie gegen eine Kirche in der Stadt Yola. Hunderte nigerianische Christen sind vor Angriffen militanter Islamisten im Nordosten des Landes auf der Flucht. Nach dem Ablauf eines Ultimatums der radikalen Sekte Boko Haram machten sich die Flüchtlinge am Samstag auf den Weg in den Süden des Landes, sagten Anrainer und ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes. Einen Tag vor Ablauf des Ultimatums am Sonntag verhängte Präsident Goodluck Jonathan über Teile von vier besonders von der Gewalt betroffenen Bundesstaaten den Ausnahmezustand.

Boko Haram hatte am Dienstag den Christen im überwiegend muslimischen Norden drei Tage Zeit gegeben, die Region zu verlassen. Die Islamisten haben sich zu Anschlägen auf Kirchen zu Weihnachten bekannt, bei denen mindestens 37 Menschen getötet wurden. Boko Haram will in ganz Nigeria das islamische Recht, die Scharia, einführen.

Gefechte in Potiskum

In Potiskum lieferten sich Boko-Haram-Kämpfer heftige Gefechte mit Sicherheitskräften. Dabei habe es mehrere Tote und Verletzte gegeben, sagte ein Polizeivertreter. Zur genauen Zahl der Opfer konnte er zunächst jedoch keine Angaben machen. Wie Augenzeugen sagten, flohen Hunderte Menschen aus den Wohnvierteln rund um das umkämpfte Polizeipräsidium der Stadt.

Am Samstag bezogen Dutzende Soldaten an dem Präsidium Stellung, wo weiterhin Schüsse zu hören waren. Wie ein Anrainer sagte, kamen die geflohenen Bewohner der umliegenden Viertel zunächst bei Verwandten oder Freunden unter. Ein weiterer Anrainer sagte, die Menschen hätten Angst vor der Polizei. In der Stadt Maiduguri sollen Polizisten nach Boko-Haram-Angriffen Häuser abgezündet und der Komplizenschaft bezichtigte Bewohner getötet haben.

Angriff auf Kirche in Yola

Bei dem Angriff auf eine Kirche in Yola im Bundesstaat Adamawa wurden nach übereinstimmenden Angaben zehn Menschen getötet. Über die Zahl der Verletzten könne er keine Angaben machen, sagte ein Krankenhausmitarbeiter. Ein Anrainer sagte, Ziel des Angriffs sei eine christlich-apostolische Kirche im Stadtzentrum gewesen. Yola ist die Hauptstadt Adamawas. Auch zu diesem Anschlag bekannte sich Boko Haram.

Der folgenschwerste Boko-Haram-Überfall ereignete sich am Freitag in der ebenfalls in Adamawa gelegenen Stadt Mubi. Nach Angaben von Bewohnern stürmten Kämpfer dort ein Haus, in dem sich Trauergäste aus der christlichen Volksgruppe der Igbo versammelt hatten. Diese nahmen Abschied von einem von fünf Opfern, die am Vortag gestorben waren.

Am Donnerstagabend hatten Bewaffnete während eines Gottesdiensts eine christliche Kirche in der Stadt Gombe gestürmt und sechs Menschen erschossen sowie zehn weitere verletzt. An den Weihnachtsfeiertagen waren bei mehreren Anschlägen auf Christen mindestens 49 Menschen getötet worden.

Die Initiative Liberaler Muslime Österreich (ILMÖ) verurteilte in einer Aussendung die Christenverfolgung und die "systematische Ermordung, Verfolgung und Vertreibung sowie existenzielle Bedrohung der Christen in Nigeria durch die radikale islamistische Sekte Boko Haram". Boko Haram arbeite bei der Durchführung ihrer Ziele und Säuberungen in Nigeria mit Al-Kaida zusammen. Die ILMÖ verlangt einen wirksamen Schutz für die Christen in Nigeria. (APA/Reuters)