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Der Anschlagsort in Damaskus.

Foto: Muzaffar Salman/AP/dapd

Kairo/Beirut - Nach dem erneuten Terroranschlag in Syriens Hauptstadt Damaskus überdenkt die Arabische Liga ihr Vorgehen in dem Konflikt. Das syrische Regime seinerseits kündigte an, mit "eiserner Faust" gegen die Drahtzieher der Attacken vorzugehen.

"Wir werden all jene mit eiserner Faust angreifen, welche die Sicherheit des Landes untergraben", erklärte das syrische Innenministerium. Nach Angaben des Staatsfernsehens hatte sich am Freitag im Viertel Al-Midan von Damaskus ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt und 26 Menschen mit in den Tod gerissen. 63 Personen wurden verletzt.

Der Stadtteil gehört zu den Zentren der Protestbewegung gegen das Regime. Für den syrischen Nationalrat, in dem die wichtigsten Oppositionsgruppen vertreten sind, trägt der Anschlag "eindeutig die Fingerabdrücke des Regimes", wie es in einer Erklärung hieß. Die Staatsführung macht wiederum islamistische Al-Kaida-Terroristen dafür verantwortlich.

Neue Fälle von Gewalt in Homs

Aktivisten meldeten indes neue Fälle von Gewalt gegen Zivilisten in der zentralsyrischen Stadt Homs. Wie die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, starben am Samstag mindestens vier Menschen durch Schüsse von Sicherheitskräften.

Erst vor zwei Wochen hatten Attentäter in Damaskus Bombenanschläge verübt und mehr als 40 Menschen getötet. Dies waren die ersten Anschläge dieser Art seit Beginn der Massenproteste im März gewesen. Die USA kritisierten den Anschlag entschieden. Auch die deutsche Bundesregierung verurteilte den Selbstmordanschlag am Samstag "auf das Schärfste" und übermittelte den Angehörigen der Opfer laut einer Erklärung des Auswärtigen Amtes ihr Mitgefühl. Der Iran, Syriens wichtigster Verbündeter in der Region, verurteilte den Anschlag ebenfalls. Außenamtssprecher Ramin Mehmanparast warf "den Feinden des Landes" vor, nur an Bürgerkrieg und die "Auflösung des Landes" zu denken.

Trauerfeier für die Opfer des Selbstmordanschlages

Am Samstag organisierte das syrische Regime Trauerfeierlichkeiten für die Opfer des Selbstmordanschlags. Vor der Al-Hassan Moschee im Zentrum der Hauptstadt versammelten sich tausende Menschen mit Fahnen und Bildern von Präsident Assad. Das Staatsfernsehen übertrug die Zeremonie.

Am Sonntag kommt die Arabische Liga zu Beratungen zusammen und wertet erstmals die seit zwei Wochen andauernde Beobachtermission aus. Deren Ziel war es, den Rückzug der Armee aus den Protestzentren zu überwachen und mitzuhelfen, das Blutvergießen zu beenden.

Die derzeit in Syrien tätigen Beobachter dürften nicht "ihre Zeit verschwenden", sagte der Vorsitzende des zuständigen Ausschusses, Katars Ministerpräsident Scheich Hamad bin Jasim al-Thani, angesichts der anhaltenden Gewalt am Samstag gegenüber dem Sender Al-Jazeera. Inzwischen räumen Vertreter der Organisation ein, dass ein Ende der Gewalt nicht absehbar ist. Der Generalsekretär der Liga, Nabil al-Arabi, hatte ein vorzeitiges Ende der für einen Monat geplanten Mission jüngst aber abgelehnt. Erwogen wird nach Angaben aus Diplomatenkreisen nun, den UNO-Sicherheitsrat um Hilfe zu bitten.

Syrische Opposition fordert weiterhin Schutzzone

Die syrische Opposition fordert das schon seit langem mit dem Ziel, eine Schutzzone an der türkischen Grenze einzurichten, in die sich Deserteure aus der syrischen Armee und andere Aktivisten zurückziehen können. Eine ausländische Intervention lehnt sie hingegen ab, wie der Vorsitzende des in der Türkei gegründeten oppositionellen syrischen Nationalrats, Burhan Ghaliun, nochmals deutlich machte.

Während der UNO-Sicherheitsrat weiter schweigt, äußerte sich UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon zutiefst besorgt über die neue Eskalation. Jede Gewalt sei "unannehmbar" und müsse "sofort gestoppt" werden.

Der Sicherheitsrat, das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen, ringt seit Monaten um eine Resolution gegen die Regierung Assad und will sich am Dienstag wieder mit dem Thema befassen. Russland blockierte bisher unterstützt von China jede öffentliche Kritik an seinem Verbündeten in Damaskus.

Die gewaltsame Unterdrückung der Proteste durch das syrische Regime hat nach UNO-Angaben mehr als 5.000 Zivilisten das Leben gekostet. Die syrische Opposition spricht von mehr als 6.000 Toten. Die Gewalt dauerte auch am Samstag weiter an. Nach Angaben von Aktivisten kamen in der Provinz Homs bei Angriffen von Regierungstruppen neun Menschen ums Leben. (APA/Reuters)