"Mit ORFigen Grüßen" an Alexander Wrabetz: Robert Seeger jun. hat sich als Büroleiter beworben.

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Am 23. Dezember gab ORF-General Alexander Wrabetz seine Personalentscheidung per OTS-Aussendung bekannt: Niko Pelinka wird neuer Büroleiter. Am Mittwoch, dem 28. Dezember wurde der Job dann offiziell im Amtsblatt der "Wiener Zeitung" ausgeschrieben. Gesucht wird dort "Redakteur/in (Leitung des Büros GD) (40 Wochenstunden) in Verwendungsgruppe 16 (Gehalt mindestens € 5.270,65 - (inkl. Sonderzahlungen und UDZ) mtl. brutto, höheres Gehalt abhängig von Erfahrung und Ausbildung) für die Generaldirektion." Weiter heißt es: "Bei den Besetzungen werden Gesichtspunkte der Hebung des Frauenanteils besonders berücksichtigt."

Wer googelt, findet zwar unter dem Titel "Personelle Neuerungen im ORF zu Beginn der neuen Geschäftsführungsperiode" auf der Seite des ORF-Kundendiensts bereits die Entscheidung vor. Doch offiziell können sich Interessierte noch bis 10. Jänner bei der ORF-Personalabteilung bewerben. Der Protest an Wrabetz' Personalentscheidung äußert sich auch in Massenbewerbungen, ORF-Redakteursrat Fritz Wendl hat vergangene Woche von "mehr als 3000 Bewerbungen" gehört. Hier eine Auswahl:

Einstieg für den ORF-Sprössling

Ein Bewerbungsschreiben hat Robert Seeger junior verfasst. "Ich bin davon überzeugt, dass ich in einem fairen Bewerbungs-Verfahren eine echte Chance erhalte", schreibt er, um "endlich den Einstieg in den ORF zu schaffen".

Warum er für diesen Job geeignet sei? "Ganz einfach: Ich bin der Sohn eines sehr bekannten ORF-Sportreporters und ehemaligen Stiftungs-Rates - außerdem bin ebenfalls Quereinsteiger aus der Kommunikations-Branche und kann deshalb genauso unbedarft an die neuen Aufgaben gehen."

Spezielle Qualifikationen? "Leidenschaftliches Schmusen am ORF Parkplatz und im angrenzenden Dichterpark als Beweis meiner Hingabe zum Betrieb" und "mit bald 40 Jahren letzter nicht versorgter ORF-Sprössling - und das trotz absichtlich gewählter Namensgleichheit. (Ich werde jetzt schon ohne ORF-Job Seeger jun. genannt)."

"Bestens vernetzt"

"Weiblich, erfahren, unabhängig": So betitelt "Salzburger Nachrichten"-Redakteurin Alexandra Parragh ihre Bewerbung an ORF-Chef Wrabetz.

"Wie Sie meinem beigefügten Lebenslauf entnehmen können, verfüge ich mit meinen 33 Jahren nämlich über Berufserfahrung in gleich mehreren Berufsfeldern, die allesamt auch für die Tätigkeit als Büroleiterin nützlich sein können. Denn ich habe sowohl in der Juristerei als auch im Journalismus gearbeitet. Daher kenne ich mich mit dem ORF-Gesetz, also den rechtlichen Rahmenbedingungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, genauso aus wie mit dem Kerngeschäft, das den ORF ausmacht: guter Berichterstattung." Zudem sei sie "in der Politik bestens vernetzt, wie es für eine gute Büroleiterin des ORF-Generals unerlässlich ist. Immerhin arbeite ich seit mittlerweile fünf Jahren im Innenpolitik-Ressort der 'Salzburger Nachrichten'."

Sie führt auch ihren Job bei der Rechtsanwaltskanzlei Lansky, Ganzger & Partner an, "der Zufall wollte es, dass ich dort auch meinen heutigen Konkurrenten, Niko Pelinka, kennenlernte. Er war damals Schülerpraktikant in der Kanzlei."

"Noch dazu bin ich eine Frau"

"Sie sehen also, ich bin für den Job als Ihre Büroleiterin bestens qualifiziert. Noch dazu bin ich eine Frau", schreibt Parragh weiter. "Wir wissen beide, dass Frauen nach dem neuen ORF-Gesetz bis zum Erreichen der vorgeschriebenen 45-Prozent-Quote bei Besetzungen in der ORF-Geschäftsführung bevorzugt werden müssen."

"Bewerbung um eine Stelle, an der ich nicht interessiert bin"

Auch Patricia Käfer schickt eine Bewerbung an ORF-General Wrabetz: "Dies ist die Bewerbung um eine Stelle, zu der keine Stellenbeschreibung existiert. Dennoch stelle ich mir vor, dass ich qualifiziert bin. Und bin damit nicht die Einzige", schreibt Käfer. Sie arbeitet beim Medienhaus Wien und war zuvor Medienredakteurin der "Presse".

"Etikettenschwindel"

"Möglicherweise aber sind Eigen- und Fremdanspruch an die Qualifizierung für diese Stelle verschieden: Ich, 29, stehe keiner politischen Partei nahe", schreibt Käfer in ihrer Bewerbung. "Zu Beginn dieses Jahrzehnts, 2002, trat ein damals neues ORF-Gesetz in Kraft, das vorgab, den ORF wieder einmal zu 'ent-partei-politisieren'. Der Aufsichtsrat des ORF wurde Stiftungsrat und fortan 'unabhängig' genannt. Etikettenschwindel: Wie im Parlament herrscht im Stiftungsrat Klubzwang, bloß dass die Klubs hier verlogen locker 'Freundeskreise' heißen. Eine Koalition wählt den Generaldirektor und der erfüllt für die Treue der Freunde deren Wünsche."

Käfer: "Vom 'Büroleiter" wird nicht Kompetenz gefordert, sondern Connections. Funktion: Freundeskreise pflegen, auf öffentlich-rechtliche Kosten aller mit Fernsehkasterl." Ihre Bewerbung endet so: "Dies ist die Bewerbung um eine Stelle, an der ich nicht interessiert bin." 

"Anforderungen gewachsen"

Einen kompetenten Bewerber gibt es auch aus der derStandard.at-Redaktion. Oliver Mark, Redakteur von derStandard.at/Etat und derStandard.at/Karriere, hat eine Bewerbung für die Stelle des Büroleiters in der ORF-Generaldirektion abgeschickt. "Ich bin seit Jahren als Redakteur in der Medienbranche tätig und als solcher allen Anforderungen, die mit diesem Job in Verbindung stehen, gewachsen", schreibt er. Er möchte "im Rahmen eines persönlichen Gesprächs" von seinen "fachlichen und menschlichen Qualitäten überzeugen". Auch STANDARD-Medienredakteurin Doris Priesching schickte Post an Wrabetz. (red)