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Steile Sache in Adelboden.

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Marcel Hirscher lebt und siegt im Moment. "Schön langsam fehlen mir die Worte. Ich falle kaum aus."

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Adelboden – Historische Dimensionen interessieren Marcel Hirscher nicht wirklich. Diese Eigenschaft teilt der 22-jährige Salzburger vermutlich mit Ingemar Stenmark, der Schwede hatte 1978, also rund zwölf Jahre vor Hirschers Geburt, ebenfalls die ersten drei Rennen eines Kalenderjahres als Erster beendet. Zusätzliches hat Stenmark nicht zu befürchten, denn Hirscher lässt am Freitag die Superkombi in Wengen aus. "Angst." Auch die viel zu lange Abfahrt am Samstag vom Lauberhorn sollen andere bestreiten. "Angst." Auf den Slalom am Sonntag freut sich Hirscher aber sehr. "Keine Angst."

Hirscher hat am 8. Jänner den Torlauf in Adelboden gewonnen. Im Schneetreiben und bei Nebel, die Piste glich einer Bobbahn. Am Tag davor schnappte er sich ebendort den Riesentorlauf, dieses klassische schweizerische Double muss er mit niemandem teilen. Am 5. Jänner war Hirscher beim Nachtslalom in Zagreb nicht zu erwischen. Zehnmal ist er in diesem Winter gestartet, fünfmal stand er ganz oben auf dem Stockerl. Im Gesamt-Weltcup hat er um 230 Punkte mehr als der kroatische Titelverteidiger Ivica Kostelic, der am Sonntag Zweiter wurde. "Schön langsam fehlen mir die Worte. Es läuft derzeit einfach extrem gut. Ich falle kaum aus, und diese Beständigkeit stärkt auch mein Selbstvertrauen", sagte Hirscher.

Schönfelder steht auf

Für eine Überraschung sorgte Rainer Schönfelder, er wurde 14. und erzielte im zweiten Durchgang sogar Bestzeit. Zuletzt holte der 34-jährige Kärntner im November 2009 Weltcuppunkte. Mehr als zwei Jahre später schnappte er sich im Zielgelände von Adelboden, wo er 2004 seinen bisher letzten Sieg feierte, das Mikrofon und stimmte mit den Fans das Heidi-Lied an, welches in der Schweiz ein Gassenhauer ist. Aber wirklich nur dort. Schönfelder: "Es ist wunderbar, ich hatte schon lange nicht mehr so eine Freude." Hirscher interessierte derweil die Weltcupführung überhaupt nicht. "Momentan ist mir das egal. Ich bin sehr müde und brauche ein paar Tage Ruhe."

ÖSV-Cheftrainer Mathias Berthold wird der Erfolgslauf schön langsam unheimlich. "Alle Achtung, ich ziehe meinen Hut. Das ist wirklich eine Wahnsinnsserie, die Marcel da hinlegt. Hier in Adelboden auf dem anspruchsvollen Hang beide Rennen zu gewinnen, das ist beeindruckend."

Raich ist wieder da

Überhaupt nicht schlecht war auch die Rückkehr von Benjamin Raich in die Weltspitze. Zweiter im Riesentorlauf, Achter im Slalom. Nach dem Kreuzbandriss wurde der 33-jährige Tiroler von Unkundigen bereits abgeschrieben. Er selbst hatte sich nie aufgegeben. "Tief im Inneren war ich immer davon überzeugt, es zu schaffen. Obwohl die Kritik manchmal sehr wehgetan hat." Hirscher bezeichnete Raich als "Jahrhundertskifahrer". Er selbst sei davon noch weit entfernt. "Historisches interessiert mich erst nach meiner Karriere." (red, DER STANDARD Printausgabe, 9. Jänner 2011)