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"Wer solche Menschen auf die Straße stellt, schafft Obdachlosigkeit und riskiert Sicherheitsprobleme", sagt Caritas-Präsident Michael Landau.

Foto: APA/Hochmuth

St. Pölten/Wien - Die Asyl-Debatte der vergangenen Woche ist bei Caritas-Wien-Direktor Michael Landau in einigen Punkten auf Missfallen gestoßen. Vor allem der Begriff "Ankerkinder", der zuletzt in mehreren Medien auftauchte, sei "schäbig, herzlos und auch inhaltlich falsch", betonte er am Sonntag im Gespräch mit der APA. Mit "Ankerkindern" sind Minderjährige gemeint, die alleine ins Land reisen, Asyl beantragen und nach positivem Abschluss ihre Familie nachholen. "Ich verwahre mich gegen die generelle Diffamierung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen als 'Ankerkindern'."

Dass Eltern und Geschwister nach Bewilligung des Asyls nachkommen dürften, sei "nicht nur im Hinblick auf das Kindeswohl sinnvoll", meinte er. Es sei schließlich davon auszugehen, dass nicht nur Kinder und Jugendliche etwa politisch verfolgt würden, sondern auch der Rest ihrer Familie.

Landau warnt davor "Menschen unversorgt auf Straße zu stellen"

Die Ankündigung von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), die Grundversorgung nur mehr so lange auszuschütten, bis eine rechtskräftige Entscheidung gefallen ist, sah Landau mit gemischten Gefühlen. Er warne davor, "Menschen unversorgt auf die Straße zu stellen", nicht jeder sei abschiebbar - etwa wenn das Heimatland die Papiere verweigere. "Wer solche Menschen auf die Straße stellt, schafft Obdachlosigkeit und riskiert Sicherheitsprobleme." Man müsse in solchen Fällen "sehr behutsam vorgehen".

Die 2011 im Vergleich zum Jahr davor um 31 Prozent gestiegene Anzahl von Asylanträgen werde statistischen Vergleich relativiert, so der Caritas-Direktor. "2010 war das Jahr mit der geringsten Anzahl von Flüchtlingen im Zehnjahresvergleich", stellte er fest. 2002 etwa habe es über 39.000 Anträge gegeben, 2011 rund 14.400. Eine Ergänzung der Bund/Länder-Vereinbarung zur faireren Aufteilung von Asylwerbern sei aber dringend nötig, bemerkte Landau. "Es kann nicht sein, dass hier Wien und Niederösterreich die Hauptlast tragen."

Zudem sei sicherzustellen, dass Minderjährige nach Zulassung zum Asyl-Verfahren in für sie spezifischen Einrichtungen mit Betreuung untergebracht würden: "Kinder gehören nicht in Großlager, da hat die Innenministerin Recht". Deren Überlegung, das mit der Grundversorgung gewährte Taschengeld von 40 Euro in Form von Gutscheinen oder als Quickcard zur Verfügung zu stellen, hielt der Caritas-Direktor hingegen für "relativ unpraktikabel" und "Stimmungsmache". 40 Euro im Monat seien ein "eher geringer Betrag in Österreich". Dass jemand davon viel sparen könne, sei "eher nicht anzunehmen". (APA)