Benghazi - In Libyen hat die Ernennung von Oberst Youssef al-Mangouch zum Generalstabschef der neuen Armee heftige Streitigkeiten zwischen verschiedenen Gruppierungen von früheren Aufständischen ausgelöst, die gegen das gestürzte Regime von Muammar al-Gaddafi gekämpft hatten. Mangouch, der im April vorigen Jahres bei Brega von Gaddafi-treuen Truppen festgenommen und im August von Gaddafi-Gegnern befreit worden war, werde von der Mehrheit der Mitglieder des "Nationalen Übergangsrates" unterstützt, seine Ernennung zum Generalstabschef sei "unwiderruflich", erklärte ein Sprecher am Sonntag in Benghazi.

Eine mächtige Koalition von "Thowar" (Revolutionäre) im Osten des nordafrikanischen Landes hat Mangouch als Armeechef abgelehnt und will die Entscheidung des Übergangsrates nicht akzeptieren. Dieser hat die früheren Aufständischen aufgefordert, sich im Jänner registrieren zu lassen, um ihre allfällige Eingliederung in die neuen Sicherheitskräfte zu prüfen. 25.000 Ex-Rebellen sollen vom Innen- und 25.000 vom Verteidigungsministerium aufgenommen werden.

Übergangsrat hat Land nicht unter Kontrolle

Der regierende Übergangsrat hat laut Analyse der "International Crisis Group" keineswegs die Kontrolle über das kriegszerstörte Land. Mehr als 125.000 Libyer sollen unter Waffen stehen. Der einflussreiche Kommandant der früheren Aufständischen in Misrata, Fraj al-Soueilhi, hatte scharfe Angriffe gegen den Übergangsrat gerichtet und die Forderung erhoben, dass die "Thowar" mindestens "40 Prozent" der Ratsmitglieder stellen müssten.

Deutschlands Außenminister Guido Westerwelle hat unterdessen bei seinem Besuch in Tripolis Libyen weitere Unterstützung für den Wiederaufbau nach dem Bürgerkrieg zugesagt. "Deutschland steht dem neuen Libyen als Freund und Partner zur Seite", sagte er. (APA)